Restauration SL 125 S

  • Also Zylinderkopfschrauben nachziehen ist bei der XL125 ohnehin kein Thema, weil man an die Schrauben jederzeit rankommt.

    Bei mir hatte sich nach ca. 300km absolut nix bewegt. D.h. Nachziehen wäre nicht notwendig gewesen.

    Im Gegensatz zu den beiden 250ern. Da ist es etwas umständlicher, weil man dafür den Ventildeckel runter nehmen muß.

    Bei der K4 dachte ich mir das schenken zu können. Irgendwann begann sie am Kopf stark zu schwitzen. Aber nachdem die Zylinderkopfschrauben nachgezogen wurden ist sie wieder knochentrocken. Von wegen "X-öL". :D


    Was die Bedenken beim Ölkreislauf angeht. Das kann ich gut nachvollziehen.

    Im WHB wird auch beschrieben, daß man vor dem ersten Motorstart die Mutter des hinteren, rechten Stehbolzens lösen soll um zu prüfen, ob das Öl bis dorthin steigt.

    Bei dem 250er Motor der K0 habe ich das jüngst so gemacht, daß ich mit der Taschenlampe auf die Nockenwelle geleuchtet habe, während ich mit der Bohrmaschine den Motor drehen ließ. (Ohne Zündkerze packt das eine Bohrschine locker.) Dabei sieht man sofort wenn das Öl die Nocken erreicht. Die schwimmen dann praktisch in Öl. Und wegen der paar Duzend Umdrehungen beim ersten Anlauf würde ich mir auch keine Gedanken um die Schmierung machen. So schnell fressen oder verschleißen die Teile nicht.

    If it ain't broken, don't fix it.

  • Eine gute und drei schlechte Nachrichten:

    • Gut: Der Tipp mit der Bohrmaschine oder dem Akkuschrauber den Motor durchzudrehen war gut. Nach einigen Umdrehungen erscheint oben bei den Kipphebeln frisches Oel und fliesst wieder ab (gelber Pfeil)
    • Schlecht: ich stellte fest, dass ich keinen 18er Kerzenschlüssel habe.
    • Schlecht: wenn ich auf den Anlasserknopf drücke, dann hupt es bloss! Kleiner Scherz, hat ja gar keinen Anlasser…
    • Schlecht: ich kann noch nicht prüfen, ob der Motor läuft. Der Schraubenkopf vom Kickstarterhebel beschädigt mir den Kupplungsgehäusedeckel, da muss ein kleinerer Schraubenkopf hin. Anschieben ist heute wegen Schnee auf der Strasse nicht sinnvoll.

    honda-board.de/index.php?attachment/156195/20210103 frisches Oel bei Kipphebel.jpg

    20210103 Schaden von Kickstarter-Schraube.jpg

  • Die Ungeduld hat gesiegt: schliesslich habe ich mal gelernt, mit der Feile umzugehen und habe den billigen asiatischen Kickstarterhebel ein wenig zurechtgefeilt.

    20210103 Kickstarter abgefeilt.jpg


    Das Ergebnis ist hier zu sehen

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    Freude herrscht!

  • Sehr schön !

    Toller Moment wenn sie zum ersten mal brummt. :perfekt:


    Was die Schramme am Motorseitendeckel angeht, ist es vielleicht tröstlich, daß so was viel übler ausgehen kann.

    Bei meiner K0 ist die Schraube vom Kickstarterhebel anders rum drin. Einer der Vorbesitzer hat nicht nur eine zu lange Schraube reingedreht, sondern auch noch kräftige Waden gehabt. War mehr als eine Schramme - die Schraube hat ein Loch reingeschlagen.

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    If it ain't broken, don't fix it.

  • Jetzt nochmals einen Blick zurück:


    4. November


    Da jetzt das Winterhalbjahr läuft und ich den grossen Service meiner BMW durchgeführt habe, kann ich nun mit dem Zusammenbau beginnen. In der Zwischenzeit habe ich noch einiges Material beschafft, die Telegabel instandgesetzt, den Rahmen neu pulverbeschichten lassen, die Lenkerschalter neu verkabelt, den Rahmen wegen zuwenig Metallic Effekt noch mit 2-K Lack dünn überspritzt und nun heute die Kegelrollenlager im Lenkkopf installiert.

    Sehr knifflig war die Verkabelung und anschliessende Montage der Lenkerschalter. Erstens muss man Litze löten, was an Fahrzeugen eher problematisch ist. Es gibt auch keine echten Lötösen oder -stützpunkte, sondern es wird auf kleinster Fläche einfach "angeklebt". Zum Glück kann ich gut löten


    Und dann der Zusammenbau. Mit jedem Schalter wurde es kniffliger. Beim Blinkerschalter zuletzt musste ein Schieber, zwei Federchen, ein Kügelchen und ein winziges Kontaktplättchen gleichzeitig mit der Gegenkontaktplatten auf kleinstem Raum eingeschoben werden. Mir fehlten etwa vier Hände. Ich habe dann den Schieber, die Federchen, Kugel und Kontaktplättchen mittels Klebeband zusammengeklebt, so dass ich nur noch zwei Teile gleichzeitig reinschieben musste. Das Klebeband war vorher so präpariert, dass es "unten durch" nicht klebt und ich es nach der Montage mit einem Schnitt auftrennte und dann untendurch rauszog. Uff...



    20201104 erster Schritt Zusammenbau, Kegelrollenlager im Lenkkopf sind montiert.jpg20201015 Blinkerschalter Einzelteile.jpg20201015 Lichtschalter.jpg20201016 beide Schalter revidiert und verkabelt.jpg

  • Die Hinterradschwinge die meinem "Bausatz" beilag, wurde mit einer Flex bearbeitet und die Beifahrer-Fussrasten entfernt. Das hätte beim Prüfen (MFK) bestimmt Schwierigkeiten gegeben, eine solchermassen bearbeitete Schwinge.


    Da habe ich aus Kalifornien eine Schwinge beschafft (die schwarze im Bild), aber auch ohne Fussrasten. Ich werde meine SL als Einplätzer zulassen.


    Mir ist aber noch ein Fragment einer anderen SL zugelaufen, wovon ich auch noch ein paar Teile verwenden konnte. Zum Beispiel ist das hintere Schutzblech in wesentlich besserem Zustand als dasjenige, welche ich vorher hatte.


    Ich dachte, ich könne auch die Schwinge davon verwenden, inkl. Fussrasten. Erst nachdem ich jahrzehntealte Fettschichten entfernt hatte, bemerkte ich, dass an dieser Schwinge rumgeschweisst wurde. Auch ein No Go für MFK.



    20200825 Schwinge aus Kalifornien.jpg20201115 zweite SL 125 Fragmente in Candy Green.jpg

  • Danke für deine Beiträge. :topX:


    Der ersten Start dieses Motors nach langem Bemühen weckt bei mir starke Emotionen.


    Ich glaub, ich fahre heute nachmittag trotz Kackwetter meine Moppeds in der Schrauberhalle besuchen.

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

    [SIGPIC][/SIGPIC]

  • Danke! Deine Rückmeldung freut mich sehr :sdanke:


    Auf youtube hat auch einer der Zuschauer realisiert, wie es mich emotional berührt hat! Sein Kommentar: The smile when you realize you didn’t mess it up!


    Genau, ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht.


    Unter uns: es war nicht der absolut erste Motorstart, der Motor lief schon vor der Videoaufnahme für vielleicht 10 bis 20 Sekunden. Dazu musste ich schon drei- bis viermal Kicken. Dafür konnte er im Video bereits ohne Choke gestartet werden und hat sehr rasch Gas angenommen! Notabene mit einem chinesischen Klon-Vergaser für 35$ inkl. Versand in die Schweiz. Nix eingestellt am Vergaser, bis jetzt.


    Ein super Projekt während einer Phase wie jetzt, mit dieser Corona Isolation. Ich hab mich wunderbar beschäftigt allein in meiner Garage und fühle mich sehr zufrieden dabei!


    Franz

  • Wie gesagt, ich kann´s sehr gut nachempfinden.


    Als Arbeitnehmer konnte ich es mir zeitlich und finanziell nicht leisten,

    meine Traum-Wander-Enduros (KTM Military) instand zu setzen.


    Jetzt durch Corona und mangelnde Systemrelevanz gingen mir die Ausreden aus.:warte:


    Also erstmal in ein Fahrgestell statt des kaputten 400er Motors einen 640er eingebaut.

    Dessen Start war laut und ich hab vier Wochen gebraucht um heraus zu finden,

    dass ein nicht vorhandener Stopfen am nicht verwendeten Sekundärluftsystem den Krach verursacht hat.

    Aber der Motor lief auf Anhieb, wenn auch unakzeptabel laut!

    Juhu!


    Mit gesteigertem Selbstvertrauen hab ich dann aus einem 400er mit Kopfschaden und einem 400er mit Kurbelwellenlagerschaden

    einen 400er mit ohne Schaden gebastelt.

    Dazu musste man nur die faulen Stellen wegschrauben. ;)


    Jedenfalls startete der Motor auf den ersten Druck auf den Anlasser und tuckerte gleichmäßig vor sich hin.

    Das Gefühl dabei: :fw:


    Zielsetzung ist bei mir gegenwärtig gebrauchsfähige Instandsetzung,
    nicht EDEL-Restauration.

    Aber mitlesen tue ich jeden dokumentierten Aufbaubericht,
    selbst bei den ebenso häufigen wie unsäglichen CM 400T, ähm, Creationen.

    Geschmäcker dürfen verschieden sein und dümmer wird man durch mitlesen nie.

    Und wenn Fernreisen mit dem Mopped körperlich nicht mehr gehen,

    mach ich vielleicht auch mal Motorräder "schön".

    Diverse GT 647 Leichen warten bereits auf Wiedererweckung.


    In diesem Sinne nochmals :sdanke: für das gute Vorbild und viel Erfolg bei der BMW.

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

    [SIGPIC][/SIGPIC]

  • Die Bremsen haben mich nach dem Zusammenbau geschockt. War das früher bei meiner SL auch sooo schlecht?


    Ich konnte den Bremshebel mit voller Kraft ziehen und das Motorrad liess sich trotzdem noch nach vorne oder hinten schieben, mir drehendem Rad. Der Einbau von nagelneuen Bremsbacken hat auch nicht sehr viel bewirkt.


    Der Druckpunkt des Bremshebels hat sich gummig angefühlt, so wie bei hydraulischen Bremsen mit Luft im System.


    Mein Honda Guru, Willi Schweizer aus Kerzers, hat mir heute ausgiebig erläutert, wie er neue Bremsbeläge für Trommelbremsen anpasst. Die Achse des Rades wird senkrecht im Schraubstock eingespannt, das Rad mit der Bremse darauf gesteckt und dann unter Betätigung des Bremshebels das Rad ein paar Umdrehungen gedreht. Danach nimmt man den Bremsteller ab und erkennt auf den Bremsbacken die Stellen welche auf der Trommel anliegen, die Stellen mit Schleifspuren.


    Genau diese Stellen werden nun mit 80er Schleifpapier klein wenig abgeschliffen, die Bremsplatte wieder ins Rad gesetzt und gedreht und anschliessend wieder begutachtet.


    Mit jedem Schritt erkennt man, dass die Auflagefläche grösser wird. Sobald die ganze Fläche des Bremsbelages auf der Trommel aufliegt, kann die Bremse montiert werden.


    Siehe da: sogar der Druckpunkt am Bremshebel ist deutlich besser als vorher! Und das gebremste Rad lässt sich nicht mehr drehen.


    Willi hat mir noch geraten, bei einer allfälligen Demontage der Bremsen jeweils vorher eine Markierung auf die Bremsbacken einzuritzen, so dass sie wieder in derselben Position wie vorher montiert und nicht vertauscht werden.

  • Besten Dank Franz,

    ich war letztes Jahr auch entsetzt, wie schlecht die Bremsen meiner kleinen XL wirken. Sind ebenfalls neue Beläge drauf gekommen.

    Den Tipp werde ich demnächst umsetzen. D.h.sobald es wieder etwas wärmer wird. :wink:

    Der Unterschied zu der 160mm Trommel der 250er war jedenfalls so gewaltig, daß ich es kaum glauben konnte, daß es nur an dieser etwas kleineren Trommel (110mm) liegen sollte. Das mit dem schwammigen Druckpunkt ist bei mir auch so.

    If it ain't broken, don't fix it.

  • Hier nochmals ein paar Bildli über das Anpassen von Bremsbacken bei alten Trommelbremsen.


    Ich habe heute die Bremse des Hinterrades mit neuen Belägen ausgestattet und die Beläge angepasst.


    Zuerst mal ein Bild, was mir Willi empfohlen hat, wenn man alte Bremsbacken deinstallieren und später wieder installieren will: ein Kreuz auf der Oberseite markieren. Werden dann die Teile wieder so eingesetzt, sind sie an derselben Position wie vorher und passen optimal in die Trommel. Niemals alte Beläge, welche noch Asbest enthalten könnten, wie unten gezeigt abschleifen! Das könnte langfristig sehr Gesundheitsgefährdend sein.

    20210110 Bremsbacken markiert.jpg


    Dann ein Bild der neuen Bremsbeläge bereits sehr gut Angepasst: der ganze Mittelbereich der Backe berührt beim Bremsen bereits die Trommel und man erkennt die glänzenden Kontaktflächen. Es ist nur noch minimale Anpassung nötig.

    20210110 Kontaktflächen der Bremsbacken.jpg


    Ein letztes Bild zeigt die Achse im Schraubstock eingespannt (habe später Alubacken im Schraubstock eingesetzt, um die Achse zu schonen).

    20210110 Rad resp Achse im Schraubstock eingespannt.jpg

  • Die schrägen Nuten in den Belägen machen mich stutzig, kann es sein, daß hier ein Aktionist gewütet hat? Die Anpassung der Backen geht

    mit einer Drehbank sehr viel schneller, wohl dem der so was hat. So ganz einfach ist es natürlich nicht, man muß den Bremshebel mittels Gewindestange

    Bindedraht oder ähnlichem so festlegen, daß er noch anziehbar ist. Wenn man dann die Achse in das Futter spannt, kann man die Ankerplatte mit der Achsmutter ausreichend festspannen und die Backen überdrehen. Durch sukzessives Anziehen des Bremshebel kommt man dann irgendwann

    auf den Durchmesser des Bremsrings bei voller Backenauflage. Daß man dabei nicht mit riesigen Spantiefen arbeiten sollte, ist auch klar. Wenn die

    letzten 10 oder 20 mm der Backen dabei noch nicht bearbeitet sind, ist das nicht schlimm, sie spielen praktisch keine Rolle. Duplexbremsen bearbeite

    ich mit leicht abgewandeltem Vefahren schon lange mit bestem Erfolg. Die Tatsache, daß bei gezogener Bremse das Fuhrwerk noch zu schieben ist

    bedeutet daß der ablaufende Backen anliegt, der wirksame auflaufende Backen aber nicht. Rückwärts schieben gelingt in diesem Fall nicht!