Restauration SL 125 S

  • Hier noch ein Goodie für SL 125 Liebhaber: ein Flyer resp. Prospekt wie man damals sagte, im A3 Format als PDF eingescannt. Ich gehe davon aus, dass nach so langer Zeit kein Copyright mehr darauf gültig ist. Der Flyer war ja zum Streuen bestimmt und nicht dazu, einen direkten Erlös zu erzielen. Er kann auch heute noch zu einem guten Image von Honda beitragen und den damaligen Zeitgeist dokumentieren.


    Man möge mich nötigenfalls korrigieren!


    Honda SL 125 Flyer A3.pdf

  • Hallo Franz,

    deine Ausführungen zu deiner Abenteuerreise sind einfach toll.

    Da kann ich nicht mithalten. Auch wenn ich in meiner Jugend viele Touren gemacht habe.

    So kam es auch vor, daß ich nach 2 Wochen Südfrankreich mit gerade noch 20 Mark in der Tasche und leerem Tank heim kam.

    Und die Eltern wußten selten wo man war.

    Rückblickend bin ich echt froh meine Jugend zu einer Zeit verbracht zu haben, als es noch kein Internet und keine Handys gab

    und Helikopter-Eltern auch noch nicht erfunden waren.


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    Deine Ausführungen zur Elektrik sind auch interessant. Ich wollte schon fragen was das Ding auf der unteren Gabelbrücke sein soll. :)-

    Schätze mal das soll eine Art Grundlast sein, damit das Birnchen nicht durchbrennt, wenn keine Batterie eingebaut ist.

    If it ain't broken, don't fix it.

  • Nabend,


    meine 50er XLs haben auch diesen Widerstand.

    Ich hab jetzt den 50er Schaltplan nicht hier, aber so wie ich das im Gedächtnis habe, entscheidet man mit dem Lichtschalter, ob man den Strom durch die Lampe und den Widerstand lässt, oder nur über den Widerstand verbrät.

    Schaltet man das Licht an, steht Widerstand und Lampe unter Strom, allerdings ist der Widerstand der Lampe geringer, weswegen sie sich zur Kooperation entscheidet und leuchtet.

    Wenn man die Lampe ausmacht, dann läuft der Strom nur noch über den Widerstand und wird somit einfach verbraten.


    Gruß

    Jürgen

  • Jürgen


    Bei der SL ist der ominöse Widerstand parallel zur Parklicht-Birne zur Masse geschaltet und verbratet nur Energie, wenn das Parklicht eingeschaltet ist. Das wird auch bei der 50er XL nicht anders sein. Hier das Schaltbild.


    Schaltung des Parklichts.jpg

    Zur Erinnerung:


    Auf der pinken Leitung ist 6V+ nur bei eingeschaltetem Parklicht. Grün ist Masse.


    Erklärung der Funktion:


    Bei eingeschaltetem Licht ist die zweite Leistungsstufe der Lichtmaschine zugeschaltet (gelb und gelb/weiss sind verbunden). Da die Leistung aber dazu bemessen ist das Abblend- oder Fernlicht zu betreiben, das Parklicht aber weniger Leistung frisst, würde die Spannung zu hoch ausfallen und die Birne durchbrennen. Daher ist der Widerstand als Ballast parallel zur Parklichtbirne geschaltet.


    Jetzt nochmals die Erklärung, warum das aus meiner Sicht in Verbindung mit der Gesetzgebung keinen Sinn ergibt: Parklicht darf und durfte (zumindest in der Schweiz) nur bei stehendem Fahrzeug eingeschaltet sein. Wenn nun der Motor nicht läuft, führt diese Schaltung zu schnellerer Erschöpfung der Batteriekapazität.


    Bitte lass mich dann zur Fortsetzung der Beschreibung der Restaurierung schreiten und das elektrische Thema allenfalls in einem separaten Thread diskutieren.


    Gruss

    Franz

  • Ich habe als Erstes den Motor etwas näher angeschaut. Was mir nicht so ganz gefallen hat, war der schwarze Einlasskanal. Ist da wohl der Ventilsitz nicht mehr dicht? Jemand sagte mir, dass das ev. durch einen zersetzten und angesaugten Schaumstoff-Luftfilter verursacht sein könnte.


    Im "Oelfilter", einem Zentrifugalfilter, findet sich die Ablagerung einer gut 4mm dicken Schmodderschicht. Allerdings finde ich keine Metallteile drin. Wegen der primitiven Oelreinigung, ein relativ grobes Sieb und dieser Zentrifugalfilter, beträgt das Oelwechselintervall bloss 1500 Meilen (gemäss Benutzerhandbuch, das Werkstatthandbuch nennt sogar alle 1000 Meilen / 1600 Kilometer!). Zum Glück ist das bloss 1 Liter Öl. So wie ich mich erinnern kann, habe ich zwar damals das Öl gewechselt und das Sieb gereinigt, aber nie den Zentrifugalfilter geöffnet. Als ich das Motorrädchen damals mit ca. 15'000km auf dem Zähler verkaufte, hatte der Käufer relativ kurz nach dem Kauf einen kapitalen Motorschaden. Ob ich da wohl schuld war? Ich hab gedacht, der Käufer habe den Motor beim Zurückschalten überdreht. Späte Einsicht nach über 40 Jahren...


    20200809 Einlasskanal.jpg20200809 Oelfilter mit Schmodder.jpg


    Der Kabelbaum aus Indonesien ist nur eine Woche nach der Bestellung eingetroffen und macht einen sehr ordentlichen Eindruck.

  • Nach dem Abdecken des Zylinderkopfes und Zylinders stellte ich fest: der Kettenspanner der Steuerkette (vorne im Bild) ist unten abgebrochen. Ein Standardproblem dieser Motoren. Ein bisschen zu viel Spannung darauf und das passiert. Um den Spanner zu ersetzen, muss ich also nun auch noch das Getriebe öffnen und werde da reinsehen.

    20200810 defekter Kettenspanner.jpg


    Beim Ersetzen des Steuerkettenspanners beschaffte ich einen SL-Spanner. Der passte aber nicht rein! Erst jetzt wurde ich mir bewusst, dass ich zwar einen SL-Motor habe, aber Zylinder und Zylinderkopf von einer XL stammen. Daher auch der zweigeteilte Kopf.


    Der Kolben und die Zylinderlauffläche scheinen mir in gutem Zustand, rein optisch. Und die Ventile werde ich auf Dichtigkeit prüfen und den Sitz begutachten lassen.


    Am 10. August ist ein paar Tage nach der Bestellung Post aus Bangkok eingetroffen:

    Zwei komplette Räder, Naben, Speichen, Felgen verchromt, zentriert, fix und fertig. Ausser den Radlagern. Preis:170$ plus relativ hohes Porto.

    Weil das Porto relativ hoch ist, habe ich mir noch andere sinnvolle Teile mitbestellt, wie z.B. Instrumentenkombi (Fr. 45.-), 4 Blinker für zusammen Fr. 16.-, kompletter Motordichtungssatz für Fr. 7.- etc). Ich denke die Billigteile gibt es vor allem bei den Kleinmotorrädern (50 bis 175 Kubik), welche zu hundert-tausenden in Asien im Einsatz sind und auch jahrelang wenn nicht jahrzehntelang in Betrieb gehalten und repariert werden.


    20200810 Felge Takasago.jpg20200810 neue Räder Takasago.jpg20200810 neue Instrumente.jpg

  • Den Zylinderkopf habe ich in ein Zylinderschleifwerk (MYFIS in Frauenkappelen) zum Prüfen und Ueberholen gebracht.


    Die Ventile sind völlig undicht und man versucht ob man die noch dicht kriegt. Ebenso wird auch gleich Kolben und Zylinder vermessen.


    Zwei Tage später habe ich einen Anruf vom Zylinderschleifwerk erhalten: die Ventilsitze und Ventile sind neu eingeschliffen und dicht. Die Führungen sind OK. Der Zylinder wurde neu gehont, Kolben und Zylinder sind innerhalb des erlaubten Masses. Da bereits Ventilsitzringe eingebaut sind, soll ich diesen Motor problemlos mit bleifreiem Treibstoff betreiben können.

    Kosten: Fr. 70.-

    Super, das freut mich sehr!


    Hier ein Bild des frisch überarbeiteten Zylinderkopfes. Es gibt von der Vorgeschichte dieses Motorrades einige Riefen auf der Dichtfläche. Der Spezialist meinte aber, wegen der relativ dicken Kopfdichtung spiele das keine Rolle. Ein Planschleifen hätte sofort Fr. 100.- gekostet. Man erkennt im Zylinder die schönen neuen Honspuren.


    20200812 frisch geschliffene Ventilsitze.jpg20200812 gehonter Zylinder.jpg


    Sind schon praktische Leute, diese Japaner: zum Abziehen des Lichtmaschinenrotors ab der Kurbelwelle benötigt man Honda Abzieher 07011-03001.
    Man kann aber auch die Hinterachse dafür verwenden


    20200812 Abzieher für Lichtmaschinenrotor.jpg



  • Um den Spanner zu ersetzen, muss ich also nun auch noch das Getriebe öffnen und werde da reinsehen.

    Diese Aussage ist falsch: das Getriebe musste deswegen nicht geöffnet werden. Ich habe bis heute nicht ins Getriebe reingeschaut.

  • Diese Aussage ist falsch: das Getriebe musste deswegen nicht geöffnet werden. Ich habe bis heute nicht ins Getriebe reingeschaut.

    Gut so - ich dachte schon ich käme mit meiner Antwort zu spät. Es reicht den Kopf runter zu nehmen.


    Die Teile aus Bangkok sehen aber mal richtig gut aus. :dafürx:

    Was die Menge an Rückständen im Schleuderölfilter angeht, finde ich das total unkritisch.

    Ich glaube, ich hatte damals das 4 bis 5-fache an Material bei der kleinen XL rausgeholt.

    Man kann wohl davon ausgehen, daß nur selten jemand diesen Filter je gereinigt hat. Allenfalls das Sieb, weil's leichter geht - und damit war das Gewissen auch schon beruhigt.

    Außerdem muß man bedenken, daß bei den Ölen damals die Bildung von Schwarzschlamm noch ganz normal war.

    Kann mich gut an meinen ersten Kadett erinnern. Da waren unter dem Ventildeckel kaum die Ventile zu erkennen vor lauter Schmodder.

    Bei der schwarzen Verfärbung in Einlasskanal weiß ich auch keinen Rat.

    Ob die Ventile dicht sind würde ich ohnehin immer prüfen, wenn der Kopf schon mal runter ist.

    Ich habe bislang auch immer die Ventile ausgebaut und die Ventilschaftdichtungen ersetzt.

    Die sind bei den Dichtungssätzen ohnehin immer dabei und es wäre ärgerlich, wenn man im nachhinein feststellt, daß die über 40 Jahre alten Dichtungen verhärtet sind. Dabei kann man auch das Spiel der Ventilschäfte prüfen. Wobei ich das nur nach Gefühl und Augenmaß machen kann, da ich dafür keine Messmittel habe. Bei der XL125 war jedenfalls die Ventilführung vom Auslassventil hoffnungslos verschlissen.

    Der Austausch ist aber total easy. Die Führung wird einfach nur raus- bzw. reingeschlagen. Kein Warmmachen etc. nötig.

    Kleiner Nachtrag: Zum Einpassen der Ventile in eine neue Führung sind spezielle Reibalen nötig.

    An dieser Stelle hab ich dann rumgetrikst. Aber wenn's richtig gut werden soll, ist das etwas für einen Spezialisten mit dem richtigen Werkzeug.

    If it ain't broken, don't fix it.

  • Die Teile aus Bangkok sehen aber mal richtig gut aus. :dafürx:

    Ja, aber die Teile haben schon gewisse Mängel:


    - die Felgen sind nicht sauber auszentriert, stellte ich letzte Woche beim Auswuchten fest. Hinten ca. 5mm Höhenschlag, vorne etwa 5mm Seitenschlag. Mal schauen, wie sehr sich das beim Fahren auswirkt.


    - die Kontrollämpchen in den Instrumenten sind in T10 Fassungen, wofür man kaum 6V Birnchen findet. Installiert sind 12V Birnchen. Zum Teil kann ich da zwar LED einsetzen, aber nicht beim Blinkerkontrolllicht, das muss "heteropolar" sein, also die Polarität ist mal von links, mal von rechts, sozusagen. Auf Wish habe ich zwar solche LED's entdeckt, sie entpuppten sich aber nicht als heteropolar.


    - beim Kabelbaum ist alles einwandfrei, sehr gut gecrimpt und isoliert. Nur: Honda hatte zum Teil Vierfachbuchsen, zusätzlich noch den 5. Crimpanschluss. Bei diesem Kabelbaum gibt’s nur Vierfachbuchsen, eine davon ist aber schon belegt. Daher benötigte ich noch zwei Y-Kabelstücke.

  • Hui - 5mm Höhen- bzw. Seitenschlag sind extrem viel. Schätze mal, das wurde im Akord und ohne jegliche Kontrolle zusammengeschraubt.

    Ich hatte meine Felgen mit neuen VA-Speichen selbst eingespeicht.

    Und da ich das zum ersten mal machte, sah ich mir ein paar Lehr-Videos auf Youtube an.

    Das war letzten Endes gar kein großes Ding.

    Wurde zwar nicht perfekt, aber bei so ca. 1mm Schlag habe ich es dann gut sein lassen.

    Aufwand pro Felge war allerhöchstens eine Stunde (ohne Routine). D.h. heute würde ich es viel schneller hinbekommen.

    If it ain't broken, don't fix it.

  • Wovor ich im Moment etwas Bammel habe: Erststart des Motors. Und zwar weil ich keine Kontrolle über den Oeldruck habe, weil ich nicht weiss, ob der Oelkreislauf wie vorgesehen funktioniert.


    Ich denke mir, dass ich das ohne Tank, damit ich in einen geöffneten Ventildeckel reinsehen kann und Benzinzufuhr über ein kleines Fläschchen machen werde. "Mein" Spezialist hat mir geraten, die hintere rechte Zylinderkopf-Hutmutter zu entfernen, da um diesen Zuganker die Steigzone des Oels ist. Passt mir aber nicht unbedingt, da ja alle vier Hutmuttern gleichmässig über Kreuz angezogen wurden und ich mir eh nicht sicher bin, ob dann bei entfernter Mutter überhaupt Oel austreten würde.


    Ach ja, das stellt sich auch gleich noch die Frage: müssen die Hutmuttern nach einiger Zeit nachgezogen werden, setzt sich die neu installierte Kopfdichtung bei den ersten Erwärmungen, so wie ich das von den BMW Boxern kenne?

  • Nachziehen kann man, muss ja nicht schaden.


    Die Steigleitung würde ich vor dem Start überprüfen, also die Mutter entfernen.

    Ich weiss jetzt nicht, wie trocken Du den Motor zusammengebaut hast, aber wenn alles ganz trocken war, dann dauert es schon etwas, bis da Öl kommt.

    Die erste Füllung des Ölkreislaufes mache ich immer ohne Zümdkerze mit dem Akkuschrauber auf der Kurbelwelle, wenn ich keine Lust auf Kicken habe.


    In den Kopf bzw. an die Nocken geb ich großzügig Öl vor dem Start.