Brauche Hilfe bei meiner CB250 B4

  • Hallo!


    Ich habe mir vor kurzem eine Honda CB250 B4 zulegt. Es ist mein Traummotorrad und nach langem Suchen und Sparen (ich bin Student) habe ich ein geeignetes Modell mit gerade einmal 13.000km gefunden und gekauft. Die geringe Laufleistung ist jedoch Fluch und Seegen zugleich: Das Motorrad stand seit 1999.
    Ich habe nun erst einmal die gängigen Dinge gemacht, die nach einem solchen Zeitraum anstehen: Ölwechsel, Ölfilter gereinigt, Zündkerzen neu, neue Batterie, Luftfilter gereinigt. Dabei hatte ich auch mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen, mit denen Fahrzeuge diesen Alters eben aufwarten und war dementsprechend sehr froh, als das Motorrad nach wenigen Versuchen ansprang.
    Ich habe nicht erwartet, dass es damit erledigt sein würde und nach einer kleinen Runde bei geringer Geschwindigkeit musste ich feststellen, dass aus dem rechten Zylinder zwischen der Verschlusskappe der Ventile und der Auspuffbride etwas Öl ausläuft. Zudem hatte ich nicht das Gefühl, dass die Maschine richtig Gas annehmen will bzw. Kraft aufkommt oder sie beim Rad ankommt.


    Ich will jetzt zunächst die Dichtung austauschen und würde gerne wissen, welche sich da empfehlen, da mir Komplettsets für 30€ irgendwie spanisch vorkommen und ich den Zylinder nicht öfter als nötig zerlegen will.


    Ich habe dieses Forum schon in der Vergangenheit bei der Klärung von Fragen aufgesucht. Ich habe mich nun angemeldet und hoffe, dass mir weitergeholfen werden kann.
    Gruß

  • Hi und erstmal ein herzliches :welcome: hier im Board :bb:


    Leider hast Du beim Lesen hier im Forum was Wichtiges übersehen: Du hättest den Motor nach so langer Standzeit nicht so in Betrieb nehmen sollen (es sei denn er war fachmännisch konserviert gewesen).


    Da wo die Kolbenringe über all die Jahre an der Zylinderwand angelegen haben, hat sich Rost gebildet - es mag gering erscheinen, aber da ist eine Kante entstanden über die die Kolbenringe jetzt immer drüberrutschen. Das kann die Kolbenringe schnell zerstören und weitere Schäden nach sich ziehen. Auch sind Kunststoffteile und Dichtungen im Motor hart und spröde geworden.
    Es wäre besser gewesen, den Motor doch erstmal zu zerlegen, die Laufbuchsen zu honen (bzw. honen zu lassen, auch wenn's Geld kostet), damit Du wieder "saubere" Laufflächen hast. Dabei hättest Du auch gleich die Kolbenringe auf Schäden und einwandfreie Beweglichkeit prüfen können sowie alte Dichtungen im Motor erneuern.


    Diese Motoren sind schon recht selten, so dass Du nicht einfach rangehen solltest mit dem Gedanken "Wenn er hin ist, hol ich mir 'nen anderen" (wie bei 'ner CB 250N :o).


    Was bei der Überholung dieses Motors speziell zu beachten ist, können Dir andere im Detail sagen, aber Du solltest Dich schonmal mit dem Gedanken anfreunden, erstmal nicht zu fahren sondern zu schrauben ...
    Besorg Dir ein Reparaturhandbuch (oft in Englisch leichter zu bekommen als in Deutsch), sammel Informationen und sag mal jeder Schraube persönlich "Guten Tag". Dann ist diese Saison zwar wahrscheinlich hin, aber Du kannst noch lange Freude an der Maschine haben.



    Viele Grüsse und viel Erfolg, Olaf
    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Moin


    und vielen Dank für die prompte Antwort.
    Ich habe ein Reparaturhandbuch auf Deutsch (besser gesagt die Kopie davon) und bin auch nicht planlos was die Schrauberei an Motoren angeht. Habe mich schon darauf eingestellt in der nächsten Zeit zu schrauben und auch Lust dazu. Sie hat heute zum ersten Mal gelaufen und auch nur kurz. Ich hoffe, dass der Motor keinen größeren Schaden davon getragen hat und werde ihn in der nächsten Woche öffnen.

  • Hallo Nelson108!


    Meine CB250 K4/B4 von 1973 wurde schon zwei Mal reanimiert.
    Das erste Mal, nachdem ich sie 1995 auf dem Schrottplatz gefunden hatte - mit Motorschaden.
    Ich habe damals die Zylinderbank bearbeiten lassen und neue Kolben eingebaut.
    Natürlich musste ich seinerzeit auch die Bremsen überholen, die Vergaser reinigen, die Gabelsimmerringe erneuern, ..., das ganze Programm.


    In den folgenden drei Jahren bin ich ca. 5000Km mit dem Motorrad gefahren.
    War schön, aber das linke Einlassventil war von Anfang an nicht ganz dicht.
    Eine Überholung des Zylinderkopfes wollte ich mir damals sparen. Das war ein Fehler! Man muss alles überprüfen!
    1998 habe ich die Honda dann wieder abgemeldet und erst mal weggestellt.


    Vor 3 Wochen habe ich die kleine Honda wieder in die Werkstatt geholt.
    Der Zylinderkopf ist nun beim ortsansässigen Motor-Instandsetzer.
    Mir fehlen die Ausbauwerkzeuge für die Ventile, die Messuhren, die Fräser, die passenden Schaftdichtungen, etc.,
    deshalb erledigt jetzt ein Profi das, was ich schon vor 18 Jahren hätte erledigen oder machen lassen müssen.


    Nun, die zweite Standzeit von 1998 bis 2013, immerhin 15 Jahre, hat die Honda ganz gut überstanden.
    Die Zylinderwänd waren unauffällig, keine Standmarken zu sehen.
    Natürlich musste ich wieder Die Bremspumpe überholen und die Gabelsimmerringe erneuern.


    Ich habe mitte der Neunziger das Motorrad ohne Reparaturhandbuch und ohne Internet reparieren müssen.
    Alle Drehmomente, Einstellwerte, etc. musste ich telefonisch beim Honda-Service erfragen (waren damals super hilfsbereit).
    Mittlerweise habe ich ein qualitativ schlechtes, englischsprachiges Repair-Manual als PDF.


    xxx
    Du würdest mir damit sicher sehr dabei helfen, die letzten Meter auf dem steinigen Leidensweg zur vollendeten CB250 K4/B4 zu meistern.
    Falls Du eine Möglichkeit siehst, melde Dich bitte an meine E-Mail-Adresse dalie@arcor.de


    Frohes Schaffen und viel Erfolg bei Deinem Projekt wünscht,
    Takanobu

    Einmal editiert, zuletzt von ralfw. () aus folgendem Grund: Urheberrecht

  • Leider musste ich hier löschen.... :(


    Macht Anfragen nach Kopien von urheberrechtlich geschütztem Material bitte nur per PN und nicht öffentlich.

  • Hallo Admin, was ist PN und wie benutze ich es?
    Vielen Dank im voraus, Takanobu


    PS: Nur zur Erinnerung - Privatkopien sind immernoch legal, aber ich kann die Vorsicht verstehen.

  • Moin,


    wenn Du auf den Benutzernamen klickst, gibt's da einen Punkt Private Nachricht ...


    PS: Nur zur Erinnerung - Privatkopien für den eigenen Gebrauch sind immernoch legal, Buchkopien zur - auch unentgeltlichen - Weitergabe fallen nicht darunter.


    Darfst Dir also gerne 'ne Kopie von Deinem eigenen Original in die Werkzeugkiste legen, damit das Original nicht bald durch die Ölfinger unleserlich wird. Mehr nicht :wink1:





    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Hi Olaf,


    danke für die Hilfe bei der Kontaktaufnahme!
    Danke auch für die Richtigstellung meiner falschen Annahmen bzgl. der Privatkopie.


    Grüße, Takanobu

  • Moin!


    Wenn B4=K4, Du also einen CB250E Motor in deinem Moped hast ist das Zerlegen unumgänglich, - egal wie lange sie stand ist es sehr wichtig die Kettenspanner-Gummirollen zu tauschen. Neuteile kosten nicht viel Geld- und die alten bröseln Dir in Windeseile weg. Nicht nur dass dir dadurch die Steuerkette reißen kann (ist bei einem meiner Motoren dann passiert), - der ganze Brösel-Dreck setzt dir den Ölfilter zu, bis er die kleinen Kanäle verstopft und blablabla. Kurzum: tauschen.


    Das mit den festgestandenen Kolben ist immer eine Frage der Konservierung des Motors. Ich würde mich vorangegangenen Beiträgen anschließen und behaupten 99% der Motoren die man heutzutage bekommt wurden schlecht oder gar nicht konserviert, haben demzufolge Standmarken. Mit Glück ists mit neuen Kolbenringen und drüber honen (wohl gemerkt mit richtigen Honsteinen in einer Honmaschine, und nicht den Bohrmaschinen-Klobürsten ausm DIY-Sortiment von Ebay) getan, - Kettenspanner tauschen, - alles günstige Ersatzteile. Wenn das erst einmal alles gemacht ist hast Du viele Jahre Ruhe mit den Motoren.


    Ist eben immer Sau ärgerlich wenn man das Moped gerade fertig gemacht hat, und das Licht am Ende der Baustelle sieht, und dann alles nochmals zerlegen muss weil man an irgendeiner Stelle nicht sorgfältig genug war. (da bin ich Experte für)


    Liebe Grüße und viel Spaß,


    Ricardo

  • Vielen Dank für die Hinweise ricardo!


    Ich hab diesen Thread zwar nicht begonnen, aber mich plagen ähnliche Sorgen wie Nelson 108.
    Deshalb habe ich nach Deinem Hinweis mit den Kettenspanner-Gummirollen, auch bei meinem CB250E-Motor noch einmal nach dem Rechten gesehen,
    zumal dieser gerade mit demontiertem Zylinderkopf auf der Werkbank steht.
    Der Motor hat eine Gesamtlaufleistung von rund 18000 Km, davon die letzten 5000 Km mit neuen Kolben.
    Im letzten Sommer bin ich ca. 1000 Km gefahren. Die Gummi-Rollen und die Gleitschiene sind/ist die noch die ersten/erste.
    Nun habe ich mal Fotos der besagten Teile gemacht und bitte um eine Beurteilung, soweit dies überhaupt mit Fotos möglich ist.
    Immerhin könnten in Deinem Fall auch agressives Öl, Additive, permanentes Fahren am Drehzahllimit, hohe Laufleistung,
    Fremdkörper im Öl, etc., die Ursache für das Ablösen des Gummis gewesen sein?!


    CB250K Gimmirolle 800.jpg


    CB250K Gleitschiene 800.jpg


    Die Rolle fühlt sich beim Fingernagel-drück-Test gummimäßig an - nicht quaddelig und nicht verhärtet.
    Sollte ich sie trotzdem wechseln?


    Besorgt und unsicher, Grüße, Takanobu

    Einmal editiert, zuletzt von Takanobu ()

  • Hi,


    na die Rollen haben einfach Materialbedingt eine gewisse Lebenszeit (die auch wenn die Maschine steht abläuft), nach der sie einfach zerbröseln. Das passiert normalerweise nicht von einem Tag auf den anderen, geht aber doch recht schnell. Es ist auch von Außen recht gut zu beurteilen indem man wenn man die Maschine regelmäßig und viel bewegt einmal pro Woche/alle paar hundert KM in den Ölfilter Kupplungsseitig schaut, - da zeigen sich sofort gut sichtbare Mengen schwarzen Abriebs sobald die Rollen zerbröseln.


    Ansonsten - wenn Du den Motor sowieso offen hast, tausch sie einfach gegen neue, dann hast Du wieder einige Jahre Ruhe. Ich glaube die Rollen kosteten um die 50Euro, - wenn man den Kopf eh runter und den Motor draußen hat bietet es sich an und ist leichter zu verschmerzen als an einem schönen Sonntag Vormittag auf der Landstrasse eine gerissene Steuerkette zu haben :)


    Deine Rollen sehen noch sehr gut aus, - vielleicht wurden sie vor 5000km mit den Kolben zusammen getauscht, - wenn das nicht gerade in den 70er Jahren war sollten sie eigentlch noch halten.


    Liebe Grüße, Ricardo

  • Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort Ricardo!


    Einen Tausch der Rollen werde ich noch einmal überdenken.
    Deine Rat, regelmäßig den Zentrifugal-Ölfilter auf Gummi-Abrieb zu untersuchen werde ich in jedem Fall beherzigen,
    um den Sonntag-Vormittag-Landstraßen-Albtraum zu vermeiden.


    Beste Grüße, Takanobu

  • Hi,


    Die Gummi-Rollen und die Gleitschiene sind/ist die noch die ersten/erste.
    ...
    Die Rolle fühlt sich beim Fingernagel-drück-Test gummimäßig an - nicht quaddelig und nicht verhärtet.


    Das schließt sich nach 40 Jahren gegenseitig aus.


    Wenn das wirklich noch die erste Rolle und die erste Schiene sein soll, kann sie sich nicht mehr gummimäßig anfühlen.
    Das tun sie meist nach 10 Jahren im Öl schon nicht mehr :wink1: ...


    Wenn sie sich aber wirklich noch "gummimäßig" sind, dann sind sie ok.
    Die Bilder zeigen - soweit erkennbar - völlig intakte Teile.



    Gruß
    Thomi