24000 Inspektion

  • Hungryeinstein,


    ich kann schlecht Rechnungen kommentieren oder erklären, die ich nicht en detail gesehen habe.



    Klar ist aber: Vielerorts ist Arbeit am Motorrad zu billig.


    Das merkt man an zwei Dingen:


    Unternehmen mit mehreren Filialen, Firmengruppen, wie es sie heute immer öfters gibt, weil Familienbetriebe keine Nachfolger haben, haben Autohäuser, teilweise auch Landmaschinen, Anhängercenter.....
    Nur aus dem Motorradbusiness ziehen sie sich zurück.
    Würden sie das tun, wenn damit was verdient wäre?


    Dort wo echte Profis rechnen, wird auf das Motorrad oft dankend verzichtet.
    Der Handel funktioniert anders als der Autohandel vielerorts nur duch Selbstausbeutung kleiner Händler.
    Wenn die abtreten, das Gros ist über 50, dann wird's lustig.


    Wenn ein HH dicht macht, geh zu deiner Bank und sage denen, du möchtest jetzt an dessen Stelle Motorräder verticken und warten, weil man da offensichtlich dank Wucherpreise reich wird.
    Die Bank wird dir ein paar Branchenvergleichszahlen präsentieren und dir dann erklären, dass deine Kreditlinie bei 2,50 zu Ende ist, es sei denn du kannst ein paar Immobilien verpfänden.



    Ich bin ein alter Hase, ein Motorradgeschäft mit Handel würde ich mir noch nicht mal schenken lassen, es gibt bessere Wege, sich das Leben zu versauen.



    Es gibt mehrere Gründe, warum da nicht viel verdient ist, trotz Preisen, die dem Endverbaucher hoch vorkommen.


    Das liegt zum einen auch den geringen Füllmengen.


    5l Leichtlauföl zu wechseln dauert nicht länger als 0,8l Teilsynthetisches zu wechseln.


    Nun ist das Öl, wenn man es in grossen Mengen kauft, tatsächlich einer der weniger Ertragsbringer.
    Aber ein Moppedladen kauft halt i.d.R. keine grossen Mengen. Oft auch im EK und VK viel billigere Öle als Autohäuser.


    Ein weiterer Punkt: Die Bude ist nur ein halbes Jahr ausgelastet. Miete, Personal, Versicherungen, das alles zahlt man aber das ganze Jahr.
    Plus Finanzierungskosten für einen Warenbestand, der sich von Oktober bis je nach Wetter und Region März oder Mai kaum dreht.



    Außerdem sind die Firmen zu klein.
    Es gibt Kosten, die sind fix, ob du drei oder zehn Schrauber hast.
    Viele haben aber nur noch einen Schrauber, der Markt ist geschrumpft, die Inspektionsintervalle wachen, die Inspektionsumfänge nehmen ab, die Leute fahren weniger.


    Vor 20 Jahren hat ein Kawa-Händler bei Zwei- und Vierzylindern alle 6000km die Ventile gecheckt, eine zeitintensive Arbeit.
    Jetzt ist das das erste mal bei 42.000km fällig - also bei vielen Moppeds nie.



    Das Spezialwerkzeug, das du zugeschickt bekommst und abnehmen musst, das haben früher drei Mechaniker verwendet, jetzt einer.
    Billiger ist es nicht geworden.
    Aber es muss mit einem Drittel der Stunden erwirtschaftet werden, also muss mehr umgelegt werden.
    Dito Fortbildungen.



    Glaubst du, es ist ein Geschäft, Rollerzeuchs für zwei Mille wie einen Wave zu verkaufen?
    Auspacken, Übergabeinspektion, Finanzierungskostenn, Zeitaufwand - das ist Geldumtauschen.


    Wo gehen im Autohaus die Preise los?



    Hier hat ein BMW-Händler dicht gemacht.
    Der Hersteller hat Jahre gebraucht, um als Marktführer für eine sehr grosse Region mit enormer Motorraddichte und hohem Durchschnittseinkommen einen Nachfolger zu finden.


    Wenn das Business interessant wäre, glabst du nicht, Investoren und Interessenten würden Schlange stehen?

    Einmal editiert, zuletzt von mart!n ()

  • Schon alles klar, eine Werkstatt hat Kosten. Aber das zieht hier nicht. Ich bin mit KFZ und Roller in einer Honda Fachwerkstatt.


    Und zahle trotz mehr Aufwand und getauschtem Material weniger beim Auto? Ich hatte doch das Beispiel meiner letzten Inspektion gebracht.



    Das zieht hier schon! Martin hats geschrieben. In meinem Betrieb z.B. mach ich den Kunden voranschlagsweise eine Kostenaufstellung ( nicht unter 500€) so kann jeder entscheiden. Falls jemandem die Wartung seiner Gebrauchsgegenstände nicht will ist mir das nicht so wichtig. Wenn die Sachen dann kaputt sind kommen Sie alle und heulen.
    Grad Landwirte sparen sich einen Wolf bei der Wartung. Ich sag dann nur, keine Wartung gemacht, keine Garantie. Einem ist die Hopfenzupfmaschine abgebrannt, weil keine Überprüfung und Wartung stattgefunden hat, Versicherung zahlt nicht, aber der hat sich hat 5000 gepart in den letzen 5 Jahren. Schaden 350000.

  • Hungryeinstein,


    ich schraube ja im Angestelltenverhältnis und nebenbei auch noch auf eigene Rechnung.


    Die Leute sehen ja, was hier los ist, also werde ich oft gefragt, ob es nicht reichen würde, sich ganz selbstständig zu machen.


    (Aus-)Reichen im Sinne von genügend Arbeit haben würde es wohl schon.


    Aber warum ich das nicht möchte ist leicht erklärt.



    Auf einer Fortbildung habe ich einen Händler getroffen. Wir standen vor einem Motorrad für 25.500.- und er meinte, das sei sein Traummotorrad.
    Ich habe ihn gefragt, warum er dann keine kauft.


    Er meinte, das sei nicht drin....



    Wenn du heute Händler für ein grosse Marke bist, dann musst du für eine sechsstellige Linie gut sein.


    Das heißt aber auch, passiert dir was auf Probefahrt, wirst du schwer krank, brennt die Hütte ab, und die Versicherung findet einen Vorwand, nicht zu zahlen, dann stehst du ganz schnell ohne Broterwerb und mit Schulden in sechsstelliger Höhe da.


    Du beschäftigst mindestens einen Arbeitnehmer, oft auch noch eine Ehefrau, die mehr oder weniger unentgeltlich mitarbeitet.


    Als Händler wirst du in der Saison unter 60 Wochenstunden kaum hinkommen.
    Wenn du in der Saison eine Woche Urlaub machen kannst, dann geht es dir gut.


    Und für das alles kann man sich ein Mopped für 25.500.- minus Händlerrabatt nicht leisten??


    Dafür soll man sich das antun?
    Nicht nur die Arbeit, sondern auch das Risiko?


    Nur damit man sagen kann, man sei nicht abhängig beschäftigt, sondern selbstständig?



    Als angestellter Meister im Motorradbereich verdient man weiß Gott nicht gut.


    Aber wenn der Ofen mein Traum wäre, dann hätte ich einen.




    In den 70ern, guten Zeiten für den Motorradhandel, gab es in der Region einen Honda- und Yamahahändler, der mir, da damals noch Kind, aber zumindest dem Namen nach was sagte.


    Dem habe ich Jahre später mal privat was abgekauft und ihn gefragt, warum er damals aufgehört hat.


    Er meinte, im Motorradhandel sei noch nie richtig Geld zu verdienen gewesen, er habe nebenbei Metzgereimaschinen verkauft, mit ganz anderen Margen, also hätte er das gemacht.

    Einmal editiert, zuletzt von mart!n ()

  • Ich bin ja wenn es um Verbrauch usw. geht ein Sparfuchs, das ist hier ja hinlänglich bekannt.


    Nun ist es so, dass ich rund alle 3 Monate mal bei meinem Händler bin. Entweder braucht der Panthi neue Reifen oder der Forza hat schon wieder 6.000 voll oder die AT muss auch mal hin. Daher kann ich recht einfach sehen wie sich der Laden von Termin zu Termin verändert.


    Als ich dort das erste mal war hatte er 3 Schrauber und er und sein Bruder haben verkauft. Zeit hatten alle nicht, musste alles gut und schnell bei ihm gehen.


    Mittlerweile ist der eine Schrauber wegen Krankheit länger weg, der zweite (junge) Schrauber will lieber an Audi und Skoda schrauben... Beide weg, daher müssen jetzt auch die Chefs schrauben... Mir macht es nichts aus wenn ich meinen Forza abhole und die Hände des Händlers ölig sind. Kann ich verstehen. Er arbeitet nunmal. Für Leute die Ihn nicht kennen wirkt das mit Sicherheit etwas "naja"...


    Ich bin mittlerweile der Auffassung das ich ihm einfach alles hinstelle wenn es was zu tun gibt. Letzte Woche wollte musste die Kette der AT nachgestellt werden, könnte ich zwar selbst aber die Mühe ist es mir alleine ohne Hauptständer nicht wert. Hat mich 15€ gekostet. Der Panthi bekommt im Moment neue Winterreifen, könnte ich selbst, er verlangt für den Einbau ein paar Taler und ich weiss das alles passt...


    Und wenn ich was neues kaufe Handel ich nicht mit Ihm. Ich sagte ich will eine AT-DCT, er sagte "13.000" und ich habe beschlossen das der Preis gut ist. Einen öligen Handschlag später bin ich glücklich heim gefahren und wusste das er heute Abend seinen Kindern was zu fressen auf den Tisch packen kann und sich freut mich demnächst wieder zu sehen. Nicht nur wegen dem netten Plausch, auch weil er im Jahr 4-5x effektiv 70€ an mir verdient...


    Ich hoffe nur er bekommt bald einen neuen Schrauber und er hält durch und überlebt!

    Instagram: travel.lovers_de
    Spritmonitor: oliwei

  • Ein Händler muss je nach Lage und Umständen irgendwas zwischen 50.- und 150.-/h verlangen.


    Das ist natürlich viel Geld für den Kunden.


    Was man nicht sieht sind die Dinge, die die Preise hochtreiben.


    Unsinnige Verordnungen wie die neue Richtlinie für den Scheinwerfereinstallplatz. Die DSGVO, die tausende pro Jahr kosten kann.


    Der Hersteller beschließt, die Farbe des Hauses sei jetzt Rosa, nicht mehr Grau.
    Also neue Aussenwerbung.
    Für die man eine Baugenehmigung braucht, die auch was kostet.


    Und Schild und Pylon kann man nicht kaufen, die muss man mieten, so wie auch den Zugang zum Teilekatalog, zum Onlineportal mit den WHB, etc. etc.


    Man kann auch sagen, der alte Pylon tut es auch.
    Dann fliegst du halt raus und hast den gleichen Ärger mit einem anderen Hersteller.


    Der neue Hersteller haut dir dann erst mal das Teilelager voll, wobei 30% Ladenhüter sind, die er selber nicht brauchen kann und so elegant los wird.


    Dem Kunden mag es kleinlich vorkommen, wenn der Händler für das Laden der Batterie etwas verlangt.
    Aber dem Händler wurde vielleicht zuvor ein Ladegerät für 1000.- ungefragt zugeschickt. Mit dem Hinweis, er bräuchte es nicht nehmen - könne aber dann leider keine Batterien mehr auf Garantie abrechnen.


    Was bin ich froh, mit diesem Mist nix zu tun zu haben.


    Deshalb ist es auch unfair, die Preise von Vertragshändlern und Freien zu vergleichen, denn die 10 Mille, die in den letzten paar Jahren z.B. in meine Fortbildungen geflutscht sind, fallen bei denen größtenteils nicht an und auch nicht die Ausgaben, mit denen Hersteller die Händlerschaft abkassieren.

  • bisweilen scheint auch Honda D ursächlich zu sein - erhebliche Investitionen mit zu unsicherem Ausgang schrecken ab, zwingen zur Aufgabe ...


    "Fahrzeughaus Friedrich Sütterlin GmbH in Freiburg konzentriert sich zukünftig auf die Marke ŠKODA - Trennung von Honda Ende des Jahres


    Das 1949 gegründete Fahrzeughaus Sütterlin trennt sich zum Ende des Jahres von Honda. Von der Entscheidung betroffen ist sowohl das Auto- als auch das Motorrad-Geschäft. Zukünftig wird man sich exklusiv der Marke ŠKODA widmen.


    1962 verkaufte Firmengründer Fritz Sütterlin am alten Stammsitz in Merzhausen die erste Honda auf zwei Rädern, 1986 kamen die ersten Automobile der Marke Honda dazu. Ende des Jahres wird dieses prägende Kapitel in der Unternehmensgeschichte endgültig geschlossen.


    Das Honda-Geschäft mit den Autos trug zuletzt nur noch ein Fünftel zum Umsatz bei, war aber genauso aufwendig wie das hervorragend laufende mit ŠKODA, welches seit 2006 mit kontinuierlichem Wachstum bei Sütterlin betrieben wird.


    Die Motorrad-Sparte war schon immer ein sehr spezielles Geschäftsfeld, das durch saisonale Schwankungen und schwer berechenbarer Faktoren immer viele Risiken barg. Die Möglichkeiten waren sehr begrenzt, so dass dieses Geschäftsfeld auch schon länger nicht mehr von tragender wirtschaftlicher Bedeutung im Hause Sütterlin war.

    Zudem forderte Honda Deutschland gewichtige Investitionen, die in keinem Verhältnis zur Markt- und Ertragsfähigkeit der Sparte gestanden hätten ..."

    aus


    https://www.regiotrends.de/de/…onda-ende-des-jahres.html

    2 Mal editiert, zuletzt von ralfr ()

  • Hondas Ruf in der Branche ist "hervorragend".....



    Was sehr schade ist, denn sie waren der Türöffner für die anderen Japaner in D, viele Händler haben buchstäblich Jahrzehnte zu der Marke gestanden.


    Viele haben den Stecker wohl nur schweren Herzens gezogen.

  • Na ja, das alles lässt mir einiges klar werden.


    Morgen kommt mein Forza zu Honda zum Reifenwechsel. Und ich finde es jetzt gar nicht mehr so schlimm, dass ich die Räder nicht selbst ausgebaut habe und den Händler dafür bezahle.

  • Es gibt ja immer noch viel zu viele Hondahändler. Wenn ich hier durch Berlin und bissel über die Dörfer südlich fahre, habe ich sieben Honda-Motorradhändler da, aber nur einen KTM-Händler.


    Oben wurde es ja gesagt, es ist ein Saisongeschäft. Und in Zeiten, da händeringend Fachpersonal auch von Ganzjahresbetrieben (bspw PKW) gesucht werden, kann man nicht den Mechaniker dafür bezahlen, ein halbes Jahr nur Kaffee zu trinken. Der ist im Zweifel woanders besser aufgehoben als im Zweiradbereich.


    50 Händler deutschlandweit würden imho dicke reichen, die mit Speditionsprofis die Abholung und Auslieferung bewerkstelligen könnten, weil Motorradfahrer ja gerne in der Pampa wohnen.
    Vertrieb geht heute auch anders und man kann ja auch mit den Fahrzeugen zu lokalen Events und muss nicht immer im Showroom warten, bis mal einer kommt. Total ineffizient. Genauso die Vorführer, die dann im Herbst 150km gefahren sind. Was soll sowas? Hundertfünfzig km in ein paar Monaten?
    Bei solch schwacher Nachfrage müssten die immer noch sehr vielen Händler zusammenarbeiten und sich Vorführer teilen. Wenn sie dürften, das weiß ich ja nicht.
    Für mich Ressourcenverschwendung.


    Die Probleme der Saisonnachfragen muss man entweder mit flexiblen Arbeitsverträgen, Verleih der eigenen Arbeitnehmer oder extremer Preisdifferenzierung in den Griff kriegen.
    Ich denke mal, dass Schulungen, Urlaube und Renovierungsarbeiten eh in die nachfrageschwache Zeit fallen.
    Jedenfalls haben die Mitarbeiter nach meinen Maßstäben oft echt wenig zu tun und manchmal extrem viel, da kann man aber mehr tun als gemacht wird, Beispiel:
    Das kann doch nicht sein, dass ich im Winter mal zehn Prozent Inspektionsrabatt bekomme. Warum nicht im März/April 120Euro Stundensatz, im November 60? Oder günstige Fixpreise?
    Dann kommt vielleicht mancher mal wieder mit seiner alten Möhre rum, die rumzickt.


    Insgesamt machen viele Werkstätten aber eine verdammt gute Arbeit und ich mag v.a. auch einen Hondahändler in Berlin, der seit Jahrzehnten mit Herzblut dabei ist. Schade, wenn man seine Werkstatt verliert, weil es sich nicht lohnt oder aus anderen Gründen. Aber dass es zu viele sind, Honda verkauft ja nur weniger als halb so viele Motorräder wie vor 20 Jahren, das denke ich schon lange.

  • Motorrad Meier in Landshut, seit 40 Jahren Honda,sagte mir nach der Frühjahrsmesse in München seitens Honda Deutschland habe man ihm nahegelegt zu modernisieren. Hat er abgelehnt, und gesagt er würde gern weiter Honda im Programm haben, aber er muss ja nicht.
    Also alles beim alten, ich bin froh, und viele zufriedene Kunden mit mir.

  • Na ja, das alles lässt mir einiges klar werden.


    Morgen kommt mein Forza zu Honda zum Reifenwechsel. Und ich finde es jetzt gar nicht mehr so schlimm, dass ich die Räder nicht selbst ausgebaut habe und den Händler dafür bezahle.


    Genau das habe ich mir bei meinem Panthi auch gedacht... :goodp:

    Instagram: travel.lovers_de
    Spritmonitor: oliwei