Von Erlangen nach Porto mit dem Forza 300 - Ein Reisebericht

  • Calimoto und die kleinsten Nebenstrassen, ja da wird man gelegentlich gefordert

    .. auch wenn´s dumm klingt, ich würde gerne einmal wissen, ob die Standard-Navigation von Google-Maps ebenfalls funktionieren würde? Die sollte doch in ganz Europa klappen?

    Oder ist eine Software wie Calimoto in Bezug auf die reine Navigation besser?

    Übrigens: eine sehr schöne Reisebeschreibung, die macht Lust auf mehr ...

    Dieter

    Hi, ich kann jetzt nichts direkt zu Calimoto sagen, aber ich hatte Google, Garmin XT, Kurviger, Navigon und diverse Andere bereits in D/F/ES/A/I im Einsatz.

    Google ist ideal, wenn man einfach nur auf dem schnellst besten Weg von A nach B kommen möchte.

    Es hat den Vorteil, sehr aktuelle Infos zu haben, wo Strassen gesperrt sind. Man kann zwar Kartenmaterial vorher herunter laden, aber am besten funzt es eben doch mit aktiver Datenverbindung.

    Problematisch wird Google, wenn man:
    nicht einfach nur einen PKW hat, sondern mit einem Wohnmobil mit Anhänger unterwegs ist,
    oder mit dem Motorrad schöne kurvenreiche Routen fahren möchte.

    Mit dem Womo kamen wir z.B. in den Seealpen ganz schön ins schwitzen, weil Google wegen ein paar km weniger, uns über eine sehr enge Strasse, gelotst hat.


    Wenn man mit dem Motorrad eben nicht auf schnellstem Weg sein Ziel erreichen will, sondern kurvenreich, dann sind Garmin (Profil Motorrad), Calimoto, Kurviger deutlich

    besser. Aber auch die Anderen sind eben nicht perfekt. Schon oft genug hatte ich das (extrem teure) Garmin verflucht und erst recht das Kururviger.


    Daher plane ich Motorradrouten am liebsten vorher mit einem "Motorrad" Navi. Wenn aber etwas unerwartetes kommt, dann kommt Google als Backup in Einsatz.


    Also: Ja, solange man Empfang hat und sich die Mühe macht und schöne kurvige Strecken selber heraus sucht, kommt man auch mit Google komplett aus. Den Fall hatte ich mal in den Pyrenäen, als ich och kein Garmin hatte und Kurviger so gar nicht wollte, wie ich wollte.

    Ach ja: man sollte am besten immer noch eine gute alte Karte dabei haben. Ich verwende am liebsten die Michelin, die sind sehr detailliert.

  • 12. Mai 2019 – Kilometerstand: 5.564 – Perpignan – Cannes (492 km)



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    Die wegen des Windes anstrengende Fahrt des Vortages lag mir in den Knochen, und so habe ich lange geschlafen und bin erst gegen 0930 losgefahren. Ich habe tatsächlich gar nichts großartiges von der Fahrt zu berichten, es ist nichts aufregendes passiert. Ich habe wenige Pausen gemacht und bin einfach nur gefahren und gefahren.


    Ein bisschen wie während der Fahrt von Bordeaux nach San Sebastian: Den Gedanken freien Lauf lassen und das Leben genießen, während die Welt an einem vorbeirauscht.


    Und so kam ich gegen 1830 am Campingplatz in Cannes an, dort hatte man, zu meinem Erstaunen, auch einen Bereich für Zelte, wenngleich ich der Einzige mit eben jenem Untensil war. Preislich lag die Nacht bei 18,40 EUR, was ich in Anbetracht der Tatsache, dass die Filmfestspiele in wenigen Tagen beginnen, sogar als preiswert empfand:


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  • 13. Mai 2019 – Kilometerstand: 6.056 – Cannes (20 km)



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    Überpünktlich gegen 0850 war ich am Eingang von „Cavallari Motorbike“ angekommen und staunte nicht schlecht, dass da schon andere standen. What??? Die hielten alle irgendwelche Dokumente in den Händen und warteten ebenfalls drauf, dass der Laden öffnet – oh man, holen die nun alle neue Mopeds ab? Das kann ja dauern.


    Vielleicht kennt sich hier jemand besser aus, aber irgendwas haben die mit den Dokumenten dort gemacht und sind dann wieder gegangen (ohne neues Moped). Ich frage mich bis heute, was das war.


    Jedenfalls kam ich nach 20 Minuten an die Reihe, der Mitarbeiter sprach ein bisschen Englisch, gut genug, um das Problem zu erläutern. Nach einer kurzen Prüfung war klar: neue Bremsbeläge müssen drauf – zum Glück nicht mehr. Er meinte, es würde ca. 1h dauern (in meinem Kopf dachte ich nur „1h Stundenlohn, Cannes, oh je oh weh“), ich würde per SMS benachrichtigt, sobald ich den Roller abholen könne. Insgesamt verließ ich die Werkstatt aber mit einem guten Gefühl. Der Händler machte einen kompetenten Eindruck und war sehr freundlich.


    Ich suchte mir ein kleines Café in der Nähe und lief dorthin, und kurz nachdem ich den ersten Schluck nahm trudelte auch schon die SMS ein. Das waren gut 30 Minuten, nachdem ich den Händler verließ! Na für diesen Premium-Blitz-Service wird sicherlich extra kassiert. Voller Spannung ging es dann an die Rechnung: 57 EUR. Das wars.


    In Erlangen, bei meinem absoluten totalen megabesten Lieblingshändler „Lippmann“, zahlte ich kurz nach der Tour für die Vorderradbremsbeläge (die weniger Aufwändig zu wechseln sind) fast 78 EUR. Soviel dazu. Erlangen ist halt ein teures Pflaster, kein Vergleich zu dem primitiven Bauerndorf Cannes.


    Und so hatte ich den ganzen Tag Zeit, um durch die Stadt zu laufen. Die Vorbereitungen der Filmfestspiele liefen auf Hochtouren und womöglich lag es daran (oder auch nicht), aber die Stadt war blitzblank sauber. Allgemein eine sehr sehenswürdige Stadt mit einer angenehmen Atmosphäre. Aber zu viel der Worte, hier ein paar visuelle Eindrücke:


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  • 14. Mai 2019 – Kilometerstand: 6.076 – Cannes – Bastia Mondovi (314 km)



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    Mit frischen Bremsen kann es nun ohne Probleme über die Ligurischen Alpen nach Italien gehen. Ich startete um kurz vor 0900.


    Grob hatte ich den Rest der Strecke so geplant: Am „Iseo-See“ in Italien wollte ich mind. einen Tag verbringen, dann von Bozen über die SS508 nach Sterzing fahren. Die SS508 war die erste Straße, über die ich vor vielen Jahren mal mit dem Auto die Alpen überquert habe und die mir als durchaus geeignet fürs Moped in Erinnerung blieb. Nach einer Übernachtung bei einem Freund in München, sollte es dann schließlich zurück auf Start, zurück nach Erlangen gehen.


    Zunächst aber musste ich feststellen, dass ich Italien gar nicht in Calimoto geladen hatte. Ich hatte das schlichtweg gar nicht in Erwägung gezogen, als ich losgefahren bin. Also musste ich eine stabile und ausreichend schnelle WiFi-Verbindung finden und hielt daher für eine knappe Stunde an einem McDonald‘s, um das Kartenmaterial herunterzuladen. Lieber immer ein paar Karten mehr herunterladen (und lieber ein Smartphone mit mehr Speicher kaufen!).



    Die Strecke über die Ligurischen Alpen war, wie erwartet, brachial schön und man wurde schlichtweg übersättigt mit den Eindrücken.


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    Die neue Bremse hinten durfte auf dieser Fahrt auch gleich zum vollen Einsatz kommen, denn einfach so mittem im Nirgendwo und auf kurvenreicher Strecke läuft ganze entspannt ein Bauer mit seiner Schafsherde über die Straße:


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    Man rechnet ja mit allem auf solchen Straßen, aber das kam dann doch überraschend.


    Bald überquerte ich dann schließlich die Grenze zu Italien:

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    Die Landschaft wurde auch mitnichten unansehnlicher. Ich war schon gut 6h unterwegs, als ich an einer Kapelle vorbei fuhr, die sehr schön an einer Kurve gelegen war mit tollem Ausblick und einem kleinen Rastplatz gegenüber.

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    Aber so wirklich wohl fühlte ich mich bei dem Gedanken, dort "wild" zu campen auch nicht, also beschloß ich, doch noch weiter zu fahren.


    Und so bin ich nach gut 8,5h Fahrzeit (für knapp 320 km) am Campingplatz angekommen.


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    Ich hatte wiedereinmal einen Platz für mich alleine, aber noch besser war der Ausblick auf die Alpen, den ich hatte, als ich noch einen kurzen Abstecher zu einem nahegelegenen Restaurant machte, um dort eine Pizza zu essen:


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    Und weil das Glück an diesem Tag auf meiner Seite stand, fing es genau dann an zu regnen, als ich wieder zurück im Zelt war.

  • 15. Mai 2019 - Kilometerstand: 6.390 – Bastia Mondovi – Iseo (280 km)


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    Wohlwissend, dass ich heute nur eine recht kurze Strecke vor mir habe, bin ich erst gegen 1000 losgefahren. Ich habe von dieser Strecke wieder recht wenig in Erinnerung. Genau genommen habe ich auch nur ein einziges Foto, welches ich kurz nach Abfahrt aufnahm, gefunden.


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    Vermutlich war die Fahrt einfach unspektakulär und jedenfalls ohne nennenswerte Ereignisse.


    Um 1500 bin ich dann auch schon am Campingplatz angekommen. Ich ließ mich nicht lumpen und buchte den Bonzenplatz Premiumplatz für 20 EUR/Nacht direkt am Wasser – umgeben von Wohnmobilen.


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    Mit dem etwas seltsamen Gefühl im Bauch, schon irgendwie am Ende meiner Reise zu sein, habe ich den Tag ausklingen lassen und genoß die schöne Umgebung.

  • 16. Mai 2019 - Kilometerstand: 6.670 – Iseo (0 km)


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    Der nächste Tag war maximal Ereignislos. Ich wollte den letzten richtigen Urlaubstag ruhig und ohne weitere Fahrerei genießen. Ich wollte Vormittags etwas durch die kleine Ortschaft laufen und am Abend nochmal dorthin um eine Pizza zu essen. Doch vorher musste noch etwas Wichtiges für den Abend vorbereitet werden:


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    Der gute Tropfen muss schließlich kühl genoßen werden.

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  • correto


    Ein ganz toller Bericht und eine ganz tolle Tour. Hut ab. Respekt.


    Solche Reiseberichte sind ganz nach meinem Geschmack. Es macht Spaß, sie zu lesen, zumal ich an einigen Orten schon war, allerdings mit dem Wohnmobil und nicht mit dem Roller.


    Bitte weiter so und ein ganz dickes Danke....


    Walter

    Erst die Freizeit, dann das Vergnügen...

  • 17. Mai 2019 - Kilometerstand: 6.670 – Iseo - München (481 km)


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    Gut ausgeruht und gestärkt ging es um kurz nach 0700 auf zur letzten großen Etappe meiner Reise. Die Fahrt über die Alpen und dann über Innsbruck nach München. Wie bereits vorher geschrieben, habe ich mir das vorher schon im Kopf ausgemalt, wie ich da gerne fahren wolle...


    Denkste. Die favorisierte Route über die SS508 geht auf etwas über 2.200 Meter auf das Penser Joch. Zu dieser Jahreszeit liegt dort durchaus noch Schnee und der Wetterbericht vermeldete in dieser Hinsicht nichts Gutes. So musste ich dann wohl oder übel die weitaus weniger attraktive Ausweichroute, die SS12, wählen. Diese ist auch die bevorzugte Route für LKW, die wahrscheinlich die Maut umgehen wollen, und entsprechend anstrengend zu fahren. Mittlerweile glaube ich auch, dass ich bei meiner nachträglichen Fotoauswahl zu restriktiv war, denn von diesem Tag habe ich tatsächlich nicht ein einziges Foto vorliegen, so bleibt mir lediglich übrig, hier den Streckenverlauf in den Anhang zu schieben.


    Zusammen mit der ebenfalls von sehr hohem Verkehrsaufkommen betroffenen Straße am Gardasee war ein größerer Teli der Fahrt also eher weniger attraktiv. Der Gardasee ist, wie ich finde, auch völlig überbewertet. Der Verkehr drumherum ist sehr anstrengend und macht viele Bereiche am See unattraktiv. Die kleineren Seen in der Nähe, Iseo und Idro, sind deutlich ruhiger und somit angenehmer.


    Um 1640 kam ich schließlich bei meinem Freund in München an. Das erste deutsche Bier seit langem ging gut runter. Die Freude, meinen guten Freund mal wieder zu besuchen, übertünchte zugleich die eintretetende traurige Hintergrundstimmung, dass die Reise so ziemlich ihr Ende gefunden hat.

  • 18. Mai 2019 - Kilometerstand: 7.151 – München – Erlangen (208 km) – 7.359

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    Da ist er: der letzte Tag meiner insgesamt 23-Tägigen Reise, die mich über sieben Länder und über 7.000 km geführt hat.




    Jeder Tag einzigartig und unvergesslich (meistens zumindest, hehe).


    Unvergesslich, die erste Woche in widrigen Bedingungen. Unvergesslich, die teilweise paniktreibende Suche nach einer Tankstelle in Frankreich. Unvergesslich, die endlos leeren Straßen in Spanien und die traumhaftschönen Straßen am Douro in Portugal. Definitiv vergessen habe ich, wie häufig ich die Regenkombi an- und wieder ausgezogen habe. Und auch, wie oft mir Hände und Füße eingefroren sind. Gerne übersprungen hätte ich den Tag in Frankreich, an dem mich der Orkan ordentlich auf Trab gehalten hat, oder auch die Fahrt in Portugal, in der ich in einer endlos langer LKW-Kolonne einreihen durfte.


    Und doch war es eine Tour, die ich jederzeit wieder machen würde, vielleicht mit etwas mehr Vorbereitung hinsichtlich der Tourenplanung, aber vor allem mit etwas mehr Zeit und somit kürzeren Etappen.



    Der Roller hat sich als außerordentlich gutes Reisemobil bewiesen. Das Fahrwerk ist, nach meiner unfachmännischen Einschätzung, außerordentlich gut für lange Touren geeignet, die Sitzposition ist für mich mit 1,86 noch bequem genug und das Platzangebot ist phänomenal.



    Ich habe insgesamt 11 Nächte auf Campingplätzen und 9 Nächte in Hotels / Hostels / AirBnb verbracht.


    Fürs Tanken habe ich ca. 330 EUR ausgegeben.

    Für Essen habe ich 285 EUR ausgegeben.

    Für die Übernachtungen ca 330 EUR (etwas verfälscht durch die Freinächte).


    Kalkulatorisch (d.h. auf die gefahrene Strecke bezogen) habe ich für die Bremsen 23 EUR herangezogen und zusätzlich 360 EUR für die anderen Verschleißteile. Ich habe dazu mal 500 EUR als Kosten für eine Wartung nach 12.000 km angesetzt und das auf die ca. 7500km herunter gebrochen, die ich gefahren bin. Einen Wertverlust habe ich jedoch nicht berücksichtigt. Nach der Tour war mir eh klar, dass ich den Roller fahren will, bis er auseinanderfällt.



    Der CO2-Ausstoß betrug etwa 600 kg J J J


    Insgesamt kostete mich ein Urlaubstag somit ca 56 EUR. Ohne die kalkulatorischen Wartungskosten wären es 41 EUR.




    Das war es auch schon von meinem Reisebericht. Zusammengefasst kann ich jedem, der über eine längere Tour nachdenkt, nur anraten, einfach mal ein paar Sachen zu packen und loszufahren. Es gibt keine Gründe, die dagegen sprechen, aber unendlich viele Gründe, die dafür sprechen.


    Danke für eure Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal J

  • correto


    Danke Dir. Hab's gern gelesen. Ist ein wenig wie dabei gewesen.


    Wenn es Familie und Beruf zulassen würde ich gern was Ähnliches machen. Wird bloß nicht für so 'ne große Runde reichen.


    Blieb das Deine einzige größere Tour oder gibt es demnächst eine Fortsetzung?