Blaue Glocken :D ... woher mögen diese kommen?

Rollertuning. Danke für die Bilder. Worum ging es beim Ausdrehen? Rauhe Oberfläche und Gewicht?

Habt Ihr Pfingsten schon was vor?

LG Brämerli

Zitat von Brämerli

Worum ging es beim Ausdrehen?

Püh, ich hole dann mal etwas weiter aus. Achtung: Oppa erzählt vom Krieg... Wen es nicht interessiert: Bitte den folgenden langen Text ignorieren.

Das Ausdrehen der Kupplungsglocke bringt letztlich den gleichen Effekt wie "härtere" Kupplungsfedern, nur eleganter und präziser, weil problemlos um Nuancen variierbar. Man erhöht die Drehzahl, ab der die Kupplung greift.

Die Endbearbeitung mit der Druckluftfräse sollte nur die Oberfläche etwas anrauen.

Es geht darum, den Einsatz der Kupplung (Stichwort: Kupplungsdrehzahl) auf den Punkt zu bringen, wo man ihn haben möchte. Bei einem Variomatik-Roller, der auf Leistung optimiert wird, ist die Drehzahl das wichtigste Stellglied.

Zunächst wird als erstes der Motor selbst – Kolben, Zylinder, Kurbelwelle, Einlass/Auslass mit allen zugehörigen Komponenten – auf den Level gebracht, den man sich leisten kann und möchte. Beim Zweitakter wie meinem o.g. Runner oder der SKR von Gaslight ist das etwas weniger diffizil als bei einem modernen Einspritzer-Viertakter. Möglichst viel Gemisch möglichst schnell in den Brennraum, beim Zweitakter mit möglichst großer Einlass-Membran nach dem möglichst perfekt abgestimmten größeren Vergaser zu den optimierten Überström-Kanälen, optimiertem Kolben mit Einlassfenstern und verbesserter Abrisskante, optimierter Verdichtung mit angepasster Quetschkante im Zylinderkopf. Hab ich was vergessen? Wahrscheinlich.

Danach kümmert man sich um den Auspuff, der Kram soll ja wieder raus, beim Viertakter am liebsten ungehindert, beim Zweitakter mit möglichst optimaler Resonanz (bei diesem Thema habe ich allerdings regelmäßig wg. Nixblick die Segel gestreckt und Zeug von der Stange gekauft, es gab aber Leute, die konnten das berechnen und bauen).

Wenn der Brumm also auf der Leistung ist, die man sich vorstellt, packt man dem Roller möglichst schwere Fliehkraftgewichte in die Variomatik, ich hab seinerzeit einfach normale Rollen mit Knetmetall gefüllt und auf gut 40g/Stück gebracht. Der Hintergedanke dabei ist, dass die Variomatik sofort auf Maximalübersetzung schaltet, weil: Der Leistungsprüfstand wartet und eine korrekte Messung ist mit einer "schaltenden" Variomatik nicht möglich. Dort wird nun die Leistung und das Drehmoment mit den zugehörigen Drehzahlen ermittelt.

Mit diesen Daten wird dann schlussendlich der Antriebsstrang abgestimmt: Beschleunigungsdrehzahl und eben Kupplungsdrehzahl. Ziel ist, die Variomatik über abgestimmte Fliehkraftgewichte in genau dem Fenster zu halten, wo die maximale Motorleistung anliegt. Und die Kupplung beim Anfahren in einen Motor-Drehzahlbereich zu bringen, wo bereits ausreichend Leistung/Drehmoment anliegt, damit der Start aus dem Stand ein möglichst effektiver wird, aber gleichzeitig noch ein – je nach persönlichem Anspruch – alltagstaugliches Anfahrverhalten möglich ist.

Im Endstadium hatte mein Gilera Runner auf der Rolle gute 29 PS*, lief seriöse 155 km/h gebückt und hat ausreichend beherzt beschleunigt, um tatsächlich etliche hochmotorisierte Dosen zu vollstrecken. Das Ding wiegt ja nix. Und wurde dank weit von der Serie entferntem optimiertem Fahrwerk nebst Bremsanlage auch gerne in kurzen Hosen mit Badeschlappen am Kesselberg, wo ich damals in unmittelbarer Nähe wohnte, bei schönem Wetter zur Demütigung der Knieschleifpad-Fraktion eingesetzt. Denn mit dem versteifenden Oberzug am Rahmen, dem erwähnten Fahrwerk, dem extrem kurzen Radstand und den passenden Klebereifen von Schwalbe war der Runner ungefähr das Äquivalent zu einem Kart – nicht schnell auf der Gerade, aber echt fies in der Kurve.

Die Essenz aus dieser Mammut-Geschichte ist: Ohne Drehzahlmesser mit Kenntnis des optimalen Leistungsfensters des Motors und darauf angepasster Abstimmung der Komponenten bleibt man ein schlichter Stecktuner, wenn man einfach nur Variomatik- und Kupplungs-Kram aus dem Zubehör in den Karren hämmert. Das kann jeder.

*Das ist ein Weilchen her, die heutige Generation der Fummler an Piaggio-Großzweitaktern ist an der 40-PS-Grenze. Dummerweise fahren die kleinen Jungs, von denen wir damals noch einige in den Schlaf gesungen haben, inzwischen auch erheblich schneller als wir alten Säcke seinerzeit. Kismet.

Zitat von Tordi

auch gerne in kurzen Hosen mit Badeschlappen am Kesselberg, wo ich damals in unmittelbarer Nähe wohnte, bei schönem Wetter zur Demütigung der Knieschleifpad-Fraktion eingesetzt.

Das sind die Momente wo man ohne Ohren im Kreis grinsen könnte. Weiss noch gut wie ich mit Marc (den kennste vielleicht auch noch, war einer späten Rennteam-Fahrer) in seinem Panda 34PS mitgefahren bin. In der Eifel bergab ne 750iger Kawa gejagt, der Junge war in der Kurve noch sehr frisch...konnte uns nicht abschuetteln und er hat's wirklich versucht.

Zitat von Tordi

Püh, ich hole dann mal etwas weiter aus. Achtung: Oppa erzählt vom Krieg... Wen es nicht interessiert: Bitte den folgenden langen Text ignorieren.

Oppa, bitte bitte bring Deine alten Knochen, Geschichten und Fotos ans Rollertreffen. Das ist doch mal ne Story und Einblick ins Thema. Danke.

Hi Leute
Ich hatte meinen SH300 ja in der Werkstatt. Die haben hinten rausgeputzt, beschleunigung ist wieder überaus sanft, fast vermisse ich das wuchtige anreissen. :-)
Die blaue Glocke sein überhaupt kein Problem, entsteht beim Staufahren. So mein Fachmann. Und ich solle übrigens vorsichtig sein betreffend Forenmeinungen :-))
Wie auch immer. In meinem Variokasten hatte ich einerseits Staub von der Kupplung gesehen andererseits auch Gummiabrieb vom Riemen. Kann es sein, dass wegen diesem Gummiabrieb die Vario langsamer reagiert? Ich meine tatsächlich, vorher habe die Vario irgendwie mehr kraft beim Anfahren entwickelt als jetzt nach der Reinigung. Ev. bilde ich mir das aber auch nur ein.

LG Brämerli

Brämerli

Hatte ja in einem anderen Thread geschrieben, dass nach dem Entfernen des ganzen Abriebs aus der Vario, diese wieder feiner anspricht und auch flotter reagiert.

Zurück zur blauen Glocke. Beim Forza muss die Kupplung ja allein 192 kg Rollergewicht verdauen. Ich lasse die Kupplung recht lange schleifen, fahre selten mit viel Gas an. Zudem bewege ich mich auf der Stadtautobahn in Berlin leider häufig im Stau und die Kupplung wird viel gefordert.
Nach über 16.000 km ist keinerlei Verfärbung an der Kupplungsglocke erkennbar, die Beläge an der Kupplung stehen gut im Futter und sind nicht verglast.

Nochmal zum Thema ... veilchenblaue Glocken:

Meinen ersten SH300 12/ 2008 hatte sich die Glocke durch eine steile Bergfahrt (Gelände - Wiese berauf mit 2 Personen) innerhalb kürzester Zeit verabschiedet. Motor tourte immer weiter ab ... Kupplung begann zu rutschen - alles im Nebel eingeschlossen - Motor wird niemals abgewürgt, sondern läuft weiter (wie Ochse) bis die ganze Kupplung verbrannt ist..
Nächste 1/4 h geht gar keine Kupplung mehr ... bis alles einigermaßen abgekühlt ist - erst dann ist weiterfahren möglich.

Fazit: nach paar Tagen - Werkstatt -neue Glocke - neue Kupplungsbacken -neue K.-Federn ... das ganze für gut 200 € selbst gelöhnt.

Zweiten SH300 3/2012 nach 6 000 er Durchsicht ohne Befund d. Werkstatt die veilchenblaue Glocke auf Garantie-Antrag tauschen lassen.Honda hat den Garantiefall anerkannt und für > 200 € alles ausgetauscht. Händler wollte auch zuerst abwiegeln hat aber dann erfolgreich den G.-Antrag durchbekommen.

Fazit: Sozius muß seitdem auf steilen Bergfahrten immer absteigen und laufen. Anfahren auf Bergstrecken mit aufsitzenden Sozius ist absolut Gift für die winzige Trockenkupplung ... sie neigt dann auf 30 bis 50 m zum schleifen und erhitzt sich unnötig.

Dritter SH300 8/2015 Bergfahrten mit Sozius fallen gänzlich aus - anfahren am Berg nur mit Fahrer und äußerster Vorsicht.
Kupplungsglocke zeigt nach 5 000 km nur 2 blaue Stellen genau gegenüber - Vermutung Glocke ist etwas unrund ... also Murks vom Werk her.
Glocke blank geschwabbelt - Kupplungs bahn mit 320er Leinen auspoliert - Ruckeln und zittern beim anfahren kam aber recht schnell wieder.
Diesmal Vario mit geöffnet den festgebackenen Abrieb mit Plaste-Werkzeug rausgestemmt und seitdem geht Kupplung und Vario wunderbar weich ohne jegliches erbärmliches Geschüttel.
Die Glocke hat auch keine Verblauung mehr gezeigt ... vermutlich einigermaßen eingeschliffen (derzeit ca. 9 500 km ) und keine nennenswerten Mängel mehr vorhanden.

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Wie warm wird bei euch die Schwinge im "Normalbetrieb"? 22 Grad außen, 15 Minuten gemütliche Fahrt, nicht über 100, keine nennenswerten Berge, kein "stop and go".
Ich habe meine SH300 neu und gefühlt wird die Schwinge schon sehr warm. Man kann gerade noch so mit der Hand drauf, aber nicht länger, schätze mal so 70 Grad. Überträgt sich auch auf Felge und Reifen, der wird auch warm. Ist das normal?

Ist ganz normal. Der Deckel wird immer sehr gut warm beim Betrieb des Rollers. Da brauchst du nicht mal scharf fahren.

Hallo Hawest
Meine wird auch bei ausgiebiger Fahrt nur so warm, dass die Abdeckung (Schwinge) noch angefasst werden kann. 70° bezweifle ich stark, das fasst man nicht längere Zeit an. Die Vario wird (übrigens) ja auch gelüftet damit die Temp. nicht zu hoch wird.

LG Brämerli

Länger anfassen ist unangenehm, Brandblasen gibt es keine. Ich werde bei Gelegenheit mal das Thermometer dran halten, schätzen ist in dem Bereich doch schwierig.

Gab es zum Thema blaue Kupplungsglocke nicht mal eine überarbeitete Glocke? Hab da was in Hinterkopf.
Sind die Glocken der BJ 2015+ jetzt stabiler als die alten? Kann man die auf die alten bauen?
Ansonsten hilft wohl nur der Wechsel auf Tuning-Glocken...
Ich fahr nie mit Sozia, aber es kann ja nicht sein, dass diese dann am Berg absteigen müsste!!

Selbstverständlich kann die Sozia hinten auf dem Roller bergauf "hocken" bleiben, wenn dich solche Glocken nicht stören ...

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p.s.: mit bergauf sind natürlich ernsthafte Steigungen abseits der geteerten Landstraße gemeint ...