billig Helme...

  • Ein vom Motorradfahrer komplett unverschuldeter Unfall ist eigentlich nicht sehr wahrscheinlich.


    So problematisch diese Aussage auch ist, hat sie wohl auch eine plausible Seite.
    Aber die Wahrheit ist zumeist in den Zwischentönen.

    Schützt die Wälder - Esst mehr Biber!

  • In jungen Jahren bin ich mehrfach vom Mopped geholt worden. Der Helm hat meinen Kopf jedes mal gut geschützt, auch wenn teils derbe Einschläge in der Helmschale vorhanden waren. Es waren billige wie teure Helme, einen Unterschied in der Schutzwirkung konnte ich nicht ausmachen.


    Ich glaube, es ist sehr viel Aberglaube dabei vorhanden. Allerdings ist es schon im Prinzip etwas befremdlich, wie man die Preisunterschiede von 300 Euro zwischen billig und „teuer“ überhaupt als diskussionswürdig betrachten kann. Die paar Kröten sind doch sowieso eher nur für arme Studenten oder ähnliche Käufer relevant.


    Aber es werden auch auf höherwertige Autos oft Billigreifen montiert, schon wahr ...

  • Ein vom Motorradfahrer komplett unverschuldeter Unfall ist eigentlich nicht sehr wahrscheinlich. Vielleicht sollte man einfach akzeptieren, dass man stirbt, wenn man diese Wahrscheinlichkeit durch sein Verhalten steigert.


    Soso.....dann sollte ich wohl mehr Lotto spielen....


    KTM Adventure 1190 R 658153_5.png

  • "Vielleicht sollte man einfach akzeptieren, dass man stirbt, wenn man diese Wahrscheinlichkeit durch sein Verhalten steigert?"


    Das ist falsch und eine unhaltbare These.



    Man kann Zeit seines kurzen Lebens in schwarzen Klamotten und ohne Helm rasen und alt oder jung an einem angeborenen Aneurysma sterben - was hat der Tod dann mit dem Verhalten zu tun?


    Man kann rauchen wie ein Schlot und uralt werden.



    Mein Vater hat Zeit seines Lebens sehr ungesund gelebt, sein Bruder sehr auf seine Gesundheit geachtet, da er sonst nicht mehr beruflich hätte fliegen dürfen - der Dicke hat den Asketen um fast zwanzig Jahre überlebt.



    Man kann mit Warnweste und 50km/h über den Haufen gefahren werden - was hat dieser Tod mit dem Verhalten zu tun?

  • Bei der Helmaußenschale mag ich auch kein Thermoplast - es wirkt oft billiger, knackt beim Weiten. Ob es eher platzt als andere Außenschalen, weiß ich nicht, allgemein liest man von früherer Versprödung als bei manch anderem Material. Ob es stimmt, weiß ich nicht, ich vermute ja.
    Ich habe mal locker versucht, einen Uralthelm zu zerstören, war allerdings einer von Shoei (war mein erster Mitfahrerhelm, 1996 gebraucht gekauf), keine Chance. In der Fahrschule wurde allerdings von alten Helmen aus den 70ern berichtet, die ja xfach runtergefallen waren und dabei jrgendwann zerbrachen (Außenschale).
    Neu ist sicher gar nix spröde, da finde ich den Test bei minus 20 Grad C der ECE gar nicht so doof wie anfangs hier im Thread kritisiert: Eine spröde Außenschale würde bei der Temperatur eher brechen.


    Diese Außenschale sorgt für Durchdringungsschutz und Verteilung der einwirkenden Kraft auf eine große Fläche und dahinter liegt eine Styroporschicht wohl meist unterschiedlicher Dicke und Dichte, welche durch Verformung die kinetische Energie aufnimmt.
    Millionenfach produziert kostet das heute doch fast nix.


    Und der Entwicklungsaufwand ist ja bei seit 15Jahren gleicher Norm (Europa) überschaubar, das ist für große Firmen wie HJC oder LS2 ja nen Klacks.


    Um mich zu überzeugen, ob ein Produkt wirklich sicherer ist, reicht es nicht, in Tests unterschiedlichen Designs regelmäßig schlechter als Billighelme abzuschneiden und dafür mit nem riesigen Marketingbudget das Image aufzupolieren, da muss man was Substantielles machen:


    Warum tun sich denn die Premiumhersteller nicht zusammen oder von mir aus einzeln und stellen ein Testdesign vor, bei dem ihr Helm sehr gut abschneidet. Incl. aller Daten. Oder versprechen, bspw. Normvorgaben zu xy% überzuerfüllen. Nachprüfbar.


    Das überzeugt mich mehr als teils an den Haaren herbeigezogener Behauptungen oder das Zitieren von Herstellerseiten mit bunten Bildern und Textkreationen der Marketingexperten.


    Was die Schuldfrage angeht, würde ich eher von einer erhöhten Betriebsgefahr ausgehen. Die ist natürlich mit mehr Risiko höher. Das Risiko kann man durch viele Parameter verändern, am einfachsten durch Geschwindigkeit. Aber ein gut passender, aktueller Helm, mit sauberem, kratzerfreiem Visier mit viel Sicht, wo man gut belüftet herumfährt und einen sicheren, engen Riemenverschluss hat, ist schon wirklich zu empfehlen. Ob der unter 100 oder 1000 Euro kostet.

  • Wer agiert denn "mit riesigen Marketingbudgets"?


    Ich kann mich nicht erinnern, wann ich die letzte Anzeige von Arai gesehen habe.


    Oder einen Werbespot von Shoei.



    Tatsächlich müssen Mittelklassehersteller mehr Geld ausgeben als Premiumhersteller, um wahrgenommen zu werden.




    Mal unter Mechanikerkollegen - hast du schon mal eine Anzeige von Snap-on in einer Zeitschrift gesehen?


    Tatsächlich findet man dort welche von Proxxon.


    Bei Helmen ist es nicht anders.

    Einmal editiert, zuletzt von mart!n ()

  • Marketingbudgets werden oft anteilig am Umsatz kalkuliert. Relativ gesehen kann da ein Billighelm einen höheren Marketinganteil eingepreist haben als ein teurer Helm. Und gerade wenn eine Marke noch unbekannt ist, ist das Budget oft erhöht, sehe ich exakt genauso.
    Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass ich bei einem MTR absolut mehr Geld ins Marketing gebe als bei einem Arai.


    Marketing heißt nicht unbedingt Zeitungsanzeige oder Werbespot. Es kann bspw. folgendes sein: Produktpräsentationen oder wo die Produkte im Regal liegen (am Rand ganz unten oder zentral), bei welchen Anbietern (nehmen wir das Beispiel "Louis": Vielleicht spart sich Arai den Regalplatz dort, evtl. haben andere Anbieter exclusiv vertraglich geregelt, dass Arai nicht dabei ist?). Seitdem ich nach einem Arai suchte, bekomme ich jedenfalls viel Arai-Werbung aufgeploppt, auch wenn diese von einem Händler des Arai gebucht wird, muss das ja vom Käufer am Ende finanziert werden.
    Marketing im Internet wird inzwischen jedenfalls hoch budgetiert. Wieviel Geld also bspw. zu google fließt, um sich in den Suchanzeigen (Marke oder Händler) vorn zu platzieren, sieht man aber unklarer als ne Zeitungsanzeige.
    Zeitungsanzeigen zu zählen um Marketingbudgets abzuschätzen, klappt heute nicht mehr. Aber ganz uninteressant ist es nicht. Vielleicht werden manche Topmarken auch nur deshalb mit teils weniger guten Tests veröffentlicht, weil sie eben nicht mehr Geld reinstecken: In den Printmedien gilt die alte Weisheit: Anzeigenkunden vergrault man nicht und mit dem vormals geposteten Zitaten zum GT-Air ärgert man diesen großen Hersteller: Da ist wohl das Marketingbudget eher niedrig als hoch, schätze ich.


    Im Dunkeln liegt für mich die Lobbyarbeit bei Schulungen bspw. im Verkauf: Dieser Zugang ist für Hersteller enorm wichtig - Ärzte bekommen bspw. sogar Fortbildungspunkte für den Besuch von wissenschaftlich zweifelhaften Schulungen, die von bestimmten Pharmaherstellern finanziert werden (und zu kleinem Anteil vom Arzt). Ich habe einige Ärzte in der Familie und da finde ich es teils erschreckend, wie positiv neue Medikamente beurteilt werden, von denen man wenig weiß und die sich später als alter Hut in neuer Verpackung herausstellen: Wir sind allesamt zu leicht beeinflussbar.
    Im Handel dürfte der Einfluss nicht geringer sein: Da zeigt man ein paar Verkäufern gut gemachte Videos, wie groß die Sicherheitsentwicklungsabteilung ist und was nicht alles geprüft wird und die Teilnehmer sind beeindruckt.
    Ob zurecht oder nicht, kann man einfach schwierig überprüfen.
    In den 80ern war ich bspw. als Kind in Biblis, eine Führung durch das AKW: Ich war tief positiv beeindruckt und danach jahrelang sehr positiv eingestellt zu dieser Technologie. Diese kindliche Beeinflussbarkeit habe ich bis heute nicht ganz wegbekommen, es ist immer ein Kampf, halbwegs neutral zu bleiben und immer zu hinterfragen.


  • In den 80ern war ich bspw. als Kind in Biblis, eine Führung durch das AKW: Ich war tief positiv beeindruckt und danach jahrelang sehr positiv eingestellt zu dieser Technologie. Diese kindliche Beeinflussbarkeit habe ich bis heute nicht ganz wegbekommen, es ist immer ein Kampf, halbwegs neutral zu bleiben und immer zu hinterfragen.


    https://www.youtube.com/watch?v=elPm0I_wRmM
    :D:D:D

    "Du redest mit deinem Motorrad? Findest du das nicht merkwürdig?"
    "Wieso? Ich finde die Gespräche mit manchen Menschen viel merkwürdiger!"

  • Man kann Zeit seines kurzen Lebens in schwarzen Klamotten und ohne Helm rasen und alt oder jung an einem angeborenen Aneurysma sterben - was hat der Tod dann mit dem Verhalten zu tun?


    Manchmal nichts und manchmal alles.


    Wenn man beim Parken hinterrücks umgefahren wird oder auf der Autobahn der Lenker abfällt, dann sind das sind Situationen, in denen man keine Kontrolle hat. Motorradfahrer tun aber immer so, als ob sie Unfällen gegenüber grundsätzlich vollkommen machtlos wären, Gott einfach immer im ungünstigsten Moment Sand hinlegt oder die Autofahrer an jeder Kreuzung mit Fadenkreuz überm Tacho auf der Jagd nach ihnen wären. Das ist aber einfach nicht so. Es ist zweifellos bauartbedingt, dass die Folgen von Motorradunfällen so schlimm sind. Dass es überhaupt zu diesen Unfällen kommt aber nicht, man kann ein Motorrad auch wie ein Auto bewegen und defensiv fahren. Das macht nur keinen Spaß! Die meisten Motorradfahrer betreiben das aber als Hobby, also ist kein Spaß keine Option. Man will schnell sein, schräg sein, geil aussehen dabei und es wird schon gut gehen (denn man hat ja auch seinen tollen Helm an, ne?). Wegen dieser Mentalität ist Motorradfahren in der Unfallstatistik und im öffentlichen Bewusstsein so auffällig und das sind alles Faktoren, die jeder einzelne Fahrer direkt kontrolliert.


    Vor diesem Hintergrund finde ich meine Aussage, dass das eigene Verhalten maßgeblich mitschuld an Unfällen ist, absolut richtig.

  • Interessant.....


    Wie genau hätte ich einen Unfall verhindern sollen wenn der Autofahrer quer auf mich zu kommt während ich mit Schrittempo vom Zebrastreifen grad wieder anfahre? :gruebelx:


    Im Gutachten steht das meine Geschwindigkeit maximal 30 km/h gewesen sein kann, der Autofahrer hatte der Reifenspur nach 90 km/h drauf...
    Laut Gutachten hätte auch der "Idealfahrer" den Unfall nicht verhindern können.....:gruebelx:



    Edit:
    Und bevor jetzt das Sportlerraserschwarzangezogen Argument kommt.....das war auf einer für den Urlaub voll beladenen Reiseenduro mit Sozia hinten drauf...


    KTM Adventure 1190 R 658153_5.png

    Einmal editiert, zuletzt von Werwolfi ()

  • wolfi
    Das bringt nichts, den Neunmalklugen kannst hier erzählen was du möchtest, sie sind so in ihrer Welt festgefahren und schauen nur bis zum Tellerrand. Mach es wie ich, lass sie labern und Antworte nicht mehr. Ich mag mich über solch Menschen nicht mehr aufregen. Is eh alles Fake News für sie :D


    Verrücktheit ist unendlich faszinierender als Intelligenz, unendlich tiefgründiger.
    Intelligenz hat Grenzen, Verrücktheit nicht.

  • :danke: @ sydo :)


    Aber mir schwillt bei sowas echt die Ader......


    Hast recht...ich verzieh mich wieder in die Spämm-Ecke...:D


    :bb:


    :D


    KTM Adventure 1190 R 658153_5.png

  • Die ganze Diskussion ist doch bescheuert. Natürlich gibt es beide Unfallszenarien, sowohl mit Auto wie auch mit Motorrad. Aber völlig egal ob mich ein Autofahrer vom Motorrad holt und ich gar nix dafür kann (definitiv möglich) oder ob ich einfach unachtsam oder von mir aus auch hirnloss gefahren bin, bei beiden Szenarien ist ein guter Helm vom Vorteil. Ob der teuer sein muss oder billig sein darf war ja die Frage...

    "Du redest mit deinem Motorrad? Findest du das nicht merkwürdig?"
    "Wieso? Ich finde die Gespräche mit manchen Menschen viel merkwürdiger!"