Freiwillig war es nicht, aber hätte ich umkehren sollen? Ich überwintere an der französisch-spanischen Grenze und fahre immer mal wieder in die Pyrenäen. Unterhalb der Schneegrenze natürlich. Vor einigen Jahren hat Frankreich verschiedene Maßnahmen ergriffen, um weiteren fürchterlichen Attentaten wie denen von Paris vorzubeugen. Eine davon ist, dass die kleinen Straßen, die völlig unbewacht und vermutlich auch unbewachbar über die Grenze verlaufen, gesperrt werden. Manche haben seitdem fette Felsbrocken auf der Fahrbahn liegen. Die lokalen Leute räumen sie ab und zu bei Nacht und Nebel mit schwerem Gerät bei seite und schieben es auf die lokalen Winde (wie ich es bei einer öffentlichen Anhörung miterlebt habe). Anderenorts ging die Regierung noch radikaler vor und riss auf der französischen Seite die Asphaltdecke auf gut 500 Metern komplett auf und überließ das Straßenbett den Wettern. Die verwandelten den Bereich binnen weniger Jahre in eine zerfurchte und von grobem Geröll übersäte Landschaft. Mein Navi wusste das nicht und führte mich munter genau dorthin. Ich dachte, ich versuche es einfach mal. Zuerst ging es auf stark unebenem Lehm steil bergauf, dann kam das Geröll hinzu.
Meine Straßenreifen machten es mit, solange ich das Momentum hatte und nur auf griffigen Stellen beschleunigte. Aber das Geröll und die teils plötzlichen Vertiefungen setzten meinem Hinterrad arg zu. Das Getriebe quittierte jeden Wechsel von Traktion hin zu freiem Durchdrehen mit heftigem Knacken. Meine CB hat das alles brav mitgemacht und ich bin auch bis zu den Felsbrocken gekommen und zwischen ihnen hindurch nach Spanien. Dahinter war die Straße wieder perfekt. Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich mit der CB 650r wirklich auch mal überschaubare Geländetouren fahren sollte. Bisher hatte ich gedacht, das Problem sei nur das falsche Profil und die viel zu harte Federung. Ich erwartete also allenfalls eine unbequeme Fahrt und einige Schwierigkeiten mit durchdrehendem Hinterrad, was ich dadurch in den Griff bekommen wollte, dass ich darauf achte, die vorhandene Bewegung auszunutzen und plötzliche Richtungs- und Geschwindigkeitsänderungen zu vermeiden. An das Getriebe hatte ich nicht gedacht.
Ich habe hier im Honda Board schon kund getan, dass ich mit meiner CB 650r große Langstrecken zwischen Westasien, Europa und Nordafrika fahre. Da kommt es ab und zu einmal vor, dass sich mir keine gut ausgebaute Asphaltstraße bietet, sondern ich die Oberfläche nehmen muss, die halt da ist. Das reicht von übel vernarbten mittelitalienischen Landstraßen über Schlaglöcher in Autobahnen hin zu Schotterpisten und der völligen Abwesenheit von Straße... Und dort in den Pyrenäen war das halt richtig heftig. Ich bin eher der Typ, der nicht umkehrt, sondern sein Glück versucht und der Robustheit der japanischen Technik vertraut. Erst, wo gar nichts mehr geht, würde ich mir eine andere Strecke suchen.
Hat jemand von Euch Erfahrung mit echten Geländefahrten auf der CB 650r? Was hält sie aus und was nicht?