Honda Vision 110 - jetzt auch in Deutschland

  • Ich hauche den Thread mal etwas Leben ein.
    Um die Reisetauglichkeit zu testen habe ich mit dem Vision das gewohnte Stadt Umfeld verlassen und meine Gurnigel Haus-Feierabend-Berg-Runde mit dem Lüdden gefahren. Mit dem SH300 fühle ich mich dort sauwohl. Bei kleinen Steigungen ist der Vision noch um 70 schnell, bei den Steigungen die es in sich haben (Wie ich sie bei Pässefahrten erlebe) geht beim Vision noch knapp 40ig, teils arbeitet er sich auf 50ig rauf. Das wars dann aber. Das bei ca. 100kg Zuladung inkl. Brämerli. In die Kurven konnte ich ihn nicht gross legen, wollte ich auch nicht, die Strasse war bereits mit matschig-gefahrenen Laubresten zugedeckt und nass. Das was ich dann doch gewagt habe fühlt sich ganz anders an wie beim 300er. Schlechter, um das Wort zu verwenden. Wackeliger? und zu weich. Das Federbein kann man beim Vision nicht einstellen, ich habe jedenfalls nichts solches entdeckt. Ich meine, der Vision gehört nicht auf Bergstrecken wenn man irgendwie die Absicht hat vorwärts zu kommen. Wer eine ganz gemütliche Fahrt über den Berg machen will, das wird gehen, aber mehr nicht. Mit Gepäck wird's noch langsamer werden. Ich meine, der Vision ist echt toll, flitzig wenn es Eben ist. Da gehen auch 80/90, Bergab 100. In der Stadt fahre ich sehr gerne den weichen Vision. Auf den Gurnigel werde ich weiter mit der SH300 fahren. Auf der 70 km Strecke hat sich der Vision 1.9 Liter genommen, 2.71 L auf 100 bei annähernd Dauervollgas. Dies mit der von mir eingebauten Mallossi-Super-Mario-Vario.


    Hier noch das Beweisfoto. Seht Ihr den Schnee? :-)


    Ich würde den Vision sofort wieder kaufen, für die Stadt und Kurzstrecke.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Brämerli ()

  • Tolles Foto :sup1:


    Das hört sich doch gut an. Für seinen Einsatzzweck Stadt und Überland mit Punktefreundlichen Tempo ist doch die Vision perfekt geeignet :)-

    Gruß Gerhard


    ...ich fahre mit gutem Gewissen ! Um die Treibhausgase zu kompensieren habe ich drei Kühe erschossen.

  • von dem Vision 110 gibt es ja 3 verschiedene Herstellercodes: JF31, JF53 und JF67.


    Kennt jemand die genauen Unterschiede bzw. was wann geändert wurde? JF31 war ja ab 2011 aber dieses Modell gibt es ja sowohl mit 14" als auch 16" Vorderrad.


    technisch ist sonst alles gleich geblieben?

  • Habe mich ja die letzten Wochen drum gedrückt wegen der Menge des mit dem Vision Erlebten und der damit verbundenen erforderlichen Schreibarbeit… aber nach Brämerlis Schilderung werde jetzt auch ich berichten!
    Ich bin im September von Berlin bis nach Neapel und wieder hochgefahren, 5.070 km. Vision 110 EZ 2012, jetzt rd. 16.000 km auf der Uhr.
    Im Detail die folgenden Streckenabschnitte:


    • Berlin-Oberwiesenthal 315 km
    • Oberwiesenthal-Karlsbad-Oberwiesenthal 130 km
    • Oberwiesenthal-Ruhpolding 407 km
    • Ruhpolding-Berchtesgaden-Bruck 151 km
    • Bruck-Großglocknerstraße-Mauthen 197 km
    • Mauthen-Slowenien-Triest 246 km
    • Triest-Venedig 198 km
    • Venedig-Bologna 171 km
    • Bologna-Mercatello Sul Metauro 323 km
    • Mercatello Sul Metauro-Gubbio-Spoleto 192 km
    • Spoleto-Neapel 302 km
    • Neapel-Vico Equense-Amalfiküste 150 km


    Eigentlich wollte ich ja noch runter bis nach Palermo, dafür reichte die Zeit dann aber nicht mehr. Ab hier ging es dann daher wieder nach Norden!


    • Vico Equense-Rieti 279 km
    • Rieti-Siena 279 km
    • Siena-Tolè 237 km
    • Tolè-Gardasee-Valvestino 282 km
    • Valvestino-Stilfser Joch-Mals 253 km
    • Mals-Innsbruck-Holzkirchen 272 km
    • Holzkirchen-Königstein 260 km
    • Königstein-Berlin 426 km



    Insgesamt war ich fast vier Wochen unterwegs.


    Warum diese Tour?


    Ich hatte mir eine kleine Auszeit zwischen zwei Jobs genommen und wollte mal gucken, ob man den Vision – bis auf die geschwindigkeitsbedingt niedrigeren Tagesfahrleistungen – genauso „benutzen“ kann wie ein Tourenmotorrad (bin früher 20 Jahre lang selber Motorrad gefahren).


    Mit den folgenden Tricks geht das sehr gut:


    • muss man sich auf Landstraßen halten, um so nicht den bei 80 km/h limitierten LKWs ins Gehege zu kommen. Hierfür habe ich über ein Headset und mein Smartphone die App „Scenic“ benutzt, die u.a. die Optionen „keine Autobahn“ und „kurvig“ bietet. Mit ein paar per In-App-Käufen erworbenen Offline-Karten habe ich dafür insgesamt ca. 30 € bezahlt – ein tolles Preis-Leistungsverhältnis, denn die Qualität der Navigation war gut und ich muss mir dank Sprachsteuerung keine Navi-Halterung an den Roller hängen. Und ich konnte zwischen den Ansagen noch meine rd. 13.000 mp3-Dateien durchhören, die ich auf dem Handy habe. Zwei Nachteile: bei der Auswahl „keine Autobahn“ lotst einen das System auch auf autobahnähnliche Schnellstraßen, die ich in Italien mit meinen nur 110 Kubikzentimetern nicht befahren darf. Und bei Serpentinen kommt „Scenic“ öfter mal durcheinander und will einen dann umkehren lassen.
    • Damit der Akku des Handys die ganztägige Navigation durchsteht, hatte ich noch eine Powerbank mit.
    • Zur Variation der Sitzposition habe ich manchmal die Füße auf die hinteren Fußrasten gepackt. Insgesamt fand ich die Sitzposition auf dem Vision sehr bequem. Auch nach den Etappen >400 km bin ich immer noch entspannt abgestiegen.
    • hatte ich nur ein Minimum an Gepäck mit – ungefähr die eine Hälfte Wetterschutz, die andere die alltäglichen Klamotten, die dann aber auch alle drei Tage gewaschen werden mussten.



    Der Verbrauch lag zwischen 1,97 und 3,14 Litern auf 100 km – letzterer Wert wurde bei Gegenwind und 15 Grad auf der Autobahn gemessen. Außerdem 400 ml Öl über die gesamte Strecke.
    Am Ende zog der Vision gefühlt nicht mehr ganz so gut, im Rahmen der dann fälligen Inspektion wurden die Kupplungsbeläge nachgeschliffen (?).
    Ansonsten Null Probleme.


    Hier alle Erlebnisse zu schildern, würde den Rahmen sprengen. Ein paar Highlights:



    • Auf den Bergstraßen geht es in der Tat mit 8 PS nicht allzu schnell voran. Am Großglockner und Stilfser Joch teilweise nur mit 25-30 km/h.
    • Aber das ist doch egal oder vielleicht sogar besser, dann kann man diese unglaublichen Landschaften viel besser genießen!
    • Triest, ganz im Nordosten gelegen, seinerzeit der einzige Seehafen Österreich-Ungarns, nach dem zweiten Weltkrieg direkt am Eisernen Vorhang gelegen und im Dornröschenschlaf versunken.
    • Venedig – wunderschön, aber total überlaufen. Der Weg in die Altstadt hat zwei Ausgänge, aber nur einen Eingang. Ich fuhr um 15 Uhr mit dem Roller über den Damm und habe keinen Parkplatz gefunden!!
    • Bologna, die Stadt der Arkaden, der Geschlechtertürme und der Anarchisten.
    • Neapel, eine unglaublich anarchische, aber auch lebenslustige Stadt. Wenn man sich drauf einlässt, sehr interessant! Dort sah ich auch den wildesten aller Rollerfahrer: Er fuhr auf der Gegenspur trotz Gegenverkehr vor zur roten Ampel, am unbehelmten Kopf hielt er mit der linken Hand ein Handy und mit der rechten gestikulierte er. Gesteuert haben muss er den Roller entweder mit den Schenkeln oder das hat der Beifahrer übernommen, der auch noch hinten drauf saß! Übernachtung in einem Palazzo. Ein Pole am Frühstückstisch, der mit seiner Harley in Neapel war, zeigt sich interessiert an meiner verrückten Rollertour und meint, vielleicht würde er das nächste mit seiner SH125 aufbrechen.
    • Die Straßen im Süden, die wahrscheinlich schon Julius Cäsar gedient haben – eigentlich müsste man wegen der Schlaglöcher und der permanent unklaren Verkehrssituationen durchgängig maximal Tempo 20 fahren! Aber dann würde man erst recht in jedes Schlagloch reinfallen!! (Hier störte in der Tat die eher lausige Federung der Vision!).
    • Die spektakuläre Straße an der Amalfiküste entlang.
    • Die sanft geschwungenen Straßen der Toskana, durch die es sich selbst mit meiner Minimalmotorisierung herrlich entspannt gleiten lässt.
    • Die öde, aber fruchtbare Po-Ebene.
    • Eisige fünf Grad auf dem Reschenpass.
    • Am Gardasee traf ich einen BMW GS-Fahrer. Bis der sein Trumm fahrfertig hatte, hat es eine Dreiviertelstunde gedauert: Route am Notebook programmiert, dann auf das BMW-Navi übertragen (klappte erst beim dritten Mal), alle Taschen bepackt, Frontkamera einschalten, Heckkamera einschalten, Navi einschalten, Motor anlassen… Ein netter Kerl, aber was soll ich mit dem ganzen Geraffel?



    REDUCE TO THE MAX dachte ich mir Tag um Tag und habe jeden von ihnen genossen. Von der App habe ich mich irgendwo hin leiten lassen, abends dann über die Booking-App eine Unterkunft gesucht, wenn ich müde war. Total streßfrei.


    Italien und der Weg dahin waren wunderschön, Essen und Trinken sind großartig. Und die Fahrt auf dem Vision war jeden Tag (bis auf den mit fünf Grad) ein Genuß.


    Anbei ein paar Bilder…

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  • Respekt, mit dem kleinen ScheiXer solche Touren zu fahren. :clap::sup1:
    Wenig finde ich schon auch gut, aber ich glaube mit etwa mehr (zB SH 150 - 300) würde ich besser klar kommen. Immer noch entspannt, aber das für mich unangenehme Gefühl den anderen im Weg zu stehen wäre weg


    Läuft der Vision jetzt wieder einwandfrei?

  • Hallo Tarantilo,


    vielen Dank für Deinen Reisebericht.


    Kann es ganz gut nachvollziehen, bin auch schon mehrfach mit einem "Achtele" nach Spanien und retour.


    Viel Spaß noch mit dem Vision.


    Ciao
    Alex

    Honda SH - irgendwann kriegen wir euch alle :D

  • Hut ab!
    Und echt schoene Fotos.

    Gruss Rallebiker


    Ich bin wie ich bin.

    Die einen kennen mich,

    die anderen können mich.

    (K.Adenauer)