Hilfe beim Einstieg in die Honda CB 250 G Welt plus Problem mit weißen Qualm

  • Guten Tag,


    ich bin kompletter Neuling in der Honda CB Welt und hoffe hier an nützliche Infos und Tipps zu kommen.

    Vor kurzen erwarb ich eine Honda CB 250 G Baujahr 1976 mit ca. 23000 km runter.

    Der Vorbesitzer fand das Motorrad vor einigen Jahren abgestellt in einer Garage und machte es straßentauglich. Er nahm dabei zusätzlich auch die Hilfe einer Fachwerkstatt hinzu und allgemein macht die Honda einen guten Gesamteindruck. Mein Problem ist, dass sobald der Motor auf Temperatur ist, aus dem vorderen Sitzbereich dichter weißer Qualm rauskommt. Das müsste meines Wissens nach aus der Gehäuseentlüftung kommen. Anfangs hoffte ich auf "nur" Wasser im Öl, da die Honda in der Garage recht lange überwinterte. Mittlerweile macht sich bei mir die Vermutung breit, dass die Kolbenringe verschlissen sind. Dadurch würde meines Wissens Kompression verloren gehen und über die Entlüftung austreten. Wäre das soweit schlüssig? Der weiße Qualmaustritt beim Anhalten war schon sehr stark.

    Ich habe die Kompression im kalten Zustand (soweit ich nicht weiß was der genaue Grund ist will ich die Honda nicht lange laufen lassen) gemessen, wobei etwas über 8 bar pro Zylinder rauskamen.

    Mein nächster Schritt mit Hoffnung auf Besserung wäre ein Ölwechsel. Da wäre auch meine Frage ob ein gutes Öl bekannt ist oder beinahe jedes 20W-40 geht.


    Ist mein Vorgehen soweit erstmal sinnvoll oder sollte ich lieber mit weiter Gedanken über neue Kolben plus Ringe machen? Bin über Tipps und Ratschläge sehr dankbar, da die Honda auch eine Art Lernprojekt für mich ist. Besonders über allgemeinere Tipps und was Anfänger beachten sollten würde ich mich sehr freuen.


    Viele Grüße,


    Fabian

  • Moin und :welcome:


    Austritt unter dem Sitz deutet auf Kurbelgehäuse-Entlüftung hin (da sollte eigentlich ein Schlauch sein, der unten vor/neben dem Hinterrad rauskommt).

    Weiß deutet auf Wasserdampf hin.


    Ölwechsel machen ist nahc längerer Standzeit immer angesagt - nur rein mineralisches Öl, kein (teil-)synthetisches! NoName-20W-50 (Eigenmarke der einschlägigen Zubehör-Filialisten) ist vollkommen ausreichend. Wichtig ist nur Spezifikation JASO-MA oder MA2 - für Motoren mit Ölbadkupplung.


    Und in diesem Thema kannst Du eine Menge über den Motor erfahren - bevor Du ihn auseinanderhaust, solltest Du aber erstmal fahren :D

    Nur kurz laufen lassen ist für keinen Motor gut :wink1:

    Und bevor Du fährst, solltest Du Dich vergewissern, dass die Bremsen ok sind - die sind wichtiger als der Motor.






    :wavey:

    [SIGPIC][/SIGPIC]
    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • wilkommen.:D


    wo sit denn dein standort?

    vielleicht kann da der ein oder andere helfen.

    been there...
    done that...
    got a t-shirt !


    David Bailey wrote: If you don't have a Honda ... well, you don't have a Honda!

  • Ich schließe mich Olaf an. Einfach mal ne kleine Tour machen. Zum Beispiel 50km zur Eisdiele oder so:D Den ölwechsel natürlich am besten vorher machen, dann ist das meiste Wasser (wenn es nur das ist) schon mal aus dem motor raus. Ich musste nach 10 Jahren standzeit bei meiner cb insgesamt 3 ölwechsel machen, bis statt brauner soße halbwegs vernünftiges Öl rauskam. Wenn die alte Dame sowas schon hat (wovon ich ausgehe) den ölfilter nicht vergessen. Und mal gucken, ob der von Olaf erwähnte Schlauch richtig sitzt oder überhaupt noch vorhanden ist. Viel Spaß mir deinem Projekt!

  • :wink1:


    Der Motor hat keine Filterpatrone, sondern einen sogenannten Schleuderfilter (Zentrifuge). Wie das Teil zu reinigen ist (und das sollte zusammen mit dem Ölwechsel gereinigt bzw. überprüft werden), müsste in dem von mir verlinkten Thema zur Wiederinbetriebnahme dieser Motoren beschrieben sein.






    :wavey:

    [SIGPIC][/SIGPIC]
    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Das der Motor etwas weiß räuchert ist normal, nennt sich Blow By, hat jeder Motor. Es sollte allerdings nicht so doll sein, dass es Wolken- außmaße erreicht. Du solltest erst einmal den Tank herunternehmen und nachgucken, ob der Kurbelgehäuse- entlüftungsschlauch aufgesteckt/vorhanden ist. Dieser läuft nach hinten Richtung Schwinge weg. Zum Tank Ausbau die Sitzbank hochklappen und den Tank hinten aus dem Haltegummi ziehen. Anschließend kann der Tank nach entfernen der Benzinschläuche nach hinten abgezogen werden. Wenn ganz oben am Motorkopf kein Schlauch ist, dann räuchert es dort hinaus.

    Ein "gesunder" 250g Motor hat 10,5 Bar min. Kompression, soll ist 12 bar.

    Zum Kompression testen muss die Drosselklappe ganz auf oder die Vergaser ab. Da es Gleichdruckvergaser sind gibt es den höchsten Wert nur wenn die Vergaser ab sind.

    Der G Motor mag es gar nicht, wenn kein Öl im Zylinderkopf ankommt. Der Ölkreislauf muss tadellos funktionieren, sonst fressen die Gleitlager der Nockenwelle in kürzester Zeit und der Motor ist fritte.

    Die Ölzentrifuge sitzt hinter der rechten Motorabdeckung, Öl heraus, mit einem mechanische Schlagschrauber die Schrauben lösen( Auspuff muss ab dafür) und dann mit einer Innensicherungsringzange den Sicherungsring des Ölfilters herausnehmen und mit einer der Gehäuseschrauben den Ölfilter auseinanderschrauben ( m6 gewinde mittig im Deckel zum abdrücken. O ring nicht beschädigen, ersatz ist schwer zu bekommen.)

    Du brauchst auf jeden Fall ein kompletten Dichtsatz, Interface hat sich bei mir besser als Athena herausgestellt.

    Mit freundlichen Grüßen
    Grischa

  • Hallo,

    da möchte ich noch anfügen, dass ich einige G-Motoren (bzw CJ) gesehen habe, bei denen der beschriebene tödliche Zylinderkopfschaden durch ein (mit Dichtungsmasse) verstopftes Ölsieb verursacht wurde. Dieses sollte man sich unbedingt ansehen, wenn der Kupplungsdeckel unten ist.

    Gruß

  • Vielen lieben Dank schonmal für eure sehr nette Unterstützung. Scheint hier eine sehr nette Community zu sein!

    Ich komme aus Braunschweig / Bad Harzburg. Falls sich da ein Erfahrener oder Tüftler in der Region bereit erklärt mir mal ein oder zwei Dinge zu zeigen und zu helfen, dann wäre das schon mehr als top. Natürlich würde ich mich da auch erkenntlich zeigen. Ich möchte möglichst viel selber machen um mein Wissen einerseits zu erweitern und natürlich anderseits auch das Portemmonaie zu entlasten. Den Kilometerstand hatte ich falsch im Kopf gehabt. Der beträgt etwas über 30.000km falls das relevant sein sollte. Ich habe mal gelesen das der vorherige Motor mit dem K bei 20.000 km mit den Nockenwellen Probleme macht.


    Ich werde gleich Öl und ein Dichtsatz bestellen und mich zügig ranmachen. Der Sommer steht bevor und die Eisdiele wie die Harzer Berge wartet schon :wink1:.

    Bremsen und sonstige sicherheitsrelevanten Komponenten sind alle funktionstüchtig. Die Honda hatte beim Vorbesitzer auch vor zwei Jahren TÜV bekommen, aber der steht jetzt auch bald wieder an.

    Der Schlauch ist an der Kurbelgehäuse-Entlüftung angeschlossen und endet direkt vorne unterm Fahrersitz, siehe folgendes Bild. Das war schon eine ziemliche Überraschung als der recht dichte weiße Rauch nach einer 50 km Tour an der roten Ampel zwischen den Beinen rauskam.

    photo_2022-04-24_17-52-44.jpg

    Einen Schlagschrauber habe ich leider nicht in meiner Werkzeugkiste, aber das sollte kein Problem darstellen oder?

    Ein anderes Problem was aktuell besteht ist, dass die Honda nur auf einem Zylinder läuft. Gleiches Problem hatte ich damals auch beim Kauf. Vor dem Kauf stand sie etwas länger und mit dem Verkäufer konnten ich es auf den Vergaser eingrenzen. Da war beim linken Vergaser die Schwimmerkammer trotz Benzinzufuhr trocken. Nach dem Transport lief sie glücklicher weise dann wieder auf beiden Zylindern. Denke das etwas im Vergaser anscheinen gerne mal klemmt. Hat da vielleicht einer eine Idee was man da machen könnte ohne den Vergaser zu zerlegen? Sonst schreibe ich Vergaser zerlegen auch noch auf meinen Zettel.

  • :wink1:


    der Schlauch sollte ein bischen länger sein - so wie hier Teil Nr. 8 (Teilenummer 15761292030 - original nicht mehr lieferbar).


    "Klebende" Schwimmernadel lässt sich meistens mit reichlich Sprit-Spülung (sprich Fahren, wenn das Ding mal wieder aufmacht) erledigen, ein Fläschen Vergaserreiniger im Benzin könnte das beschleunigen. Erstmal versuchen, mit offener Ablaßschraube (Schüssel drunter) und etwas Klopfen mit dem Hammerstiel das Teil wieder aufzukriegen. Dann Sprithahn zu und Motor starten (auch wenn nur rechts läuft), dann erst Sprithahn aufdrehen, so dass kontinuierlich Sprit nachlaufen muss. Fahren. Einen Kilometer vor zuhause Sprithahn wieder zudrehen, dass nicht der Schwimmer beim Abstellen das Nadelventil komplett zudrückt.:wavey:

    [SIGPIC][/SIGPIC]
    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Du solltest dir noch ein Mechanischen Schlagschrauber besorgen, gibt es für schmales Geld im örtlichen Motoradladen oder (glaube ich) hier im Board-Shop.

    Auch das Werkstatthandbuch brauchst du, das Jetzt helfe ich mir selbst ist zwar nice to have aber nur das eigentlich WHB bringt dir was.

    WHB Eng.360cm^3 der 250G ist im Prinzip nur ein kleiner gebohrter 360, sind bis auf Kolben, Kurbelwelle Zylinder, Kopf und oberes Motorengehäuse baugleich in allen Teilen.

    Der Harz ist leider zu weit weg um mal kurz mit dem Werkzeug vorbeizukommen und alle Schmerzpunkte des Motors zu überprüfen...

    Kurzauflistung daher:

    1 Alles um die Nockenwelle

    1.1 Nockenwellenlager

    1.2 Kipphebel

    1.3 Steuerkettenspanner

    2. Ölsystem

    2.1 Ölfilter

    2.2 Ölzentrifuge

    2.3 Öldruckventil

    3. Kurbelwelle

    3.1 Pleullager

    3.2 Hauptlager

    4. Kolben

    4.1 Kompression

    4.2 Kolbenringe

    4.3 Kolbenringnuten

    (5.Elektrik des Motorrad)(wirste früher oder später mit Ärger haben)

    5.1 Lichtmaschine

    5.2 Gleichrichter

    5.3 Spannungskonstanthalter

    5.4 Kabelbaum

    Ansonsten sind die Hondas spitze, wenn man schrauberrisch gut davor ist, Lust und Zeit dafür hat und auch Sachen wie Motor zerlegen machen will. Es ist tatsächlich alles eher kein Hexenwerk, vieles bekommt man mit einem 1/2 und 1/4 Zoll Knarrenkasten und wenigen Spezialwerkzeugen ( Nutmutternschlüssel für Ölzentrifuge, Mechanischer Schlagschrauber für festgerottete JIS Gehäuseschrauben) zerlegt und auch wieder zusammengebaut.

    Die Unterbrecherzündung braucht etwas Übung und eine Zündlichtpistole, aber auch dann ist das beherrschbar.

    Mit freundlichen Grüßen
    Grischa

  • Der Schlauch kommt üblicherweise weit unten raus, da sieht dann aus, wie bei ner Dampflok. Etwas Dampf ist normal, wenn einem die Leute nachschauen nicht mehr.

    Die Nockenwelle ist nicht das Problem, die Lagerung im Kopf ist die Schwachstelle. Die Nockenwelle läuft direkt im Alu, Notlaufeigenschaften bei Trockenlauf eher Null, d.h. immer genügend Öl, freier Ölfluss. Brutale Kaltstarts sind auch zu meiden.

  • Hallo Fabian, zu deinem Problem, wie Olaf schon geschrieben hat, normales mineralisches Öl verwenden, kein 5W oder ähnlich dünnflüssige Typen. Das weiße Qualmen wirst du nicht beseitigen können, dass ist wenn der Motor richtig heiß ist, z.B. in einem Stau oder Stop an Go unumgänglich. Der „Druck“ im KW Gehäuse ist bei der gemessen Kompression normal. Abhilfe schafft nur eine Bearbeitung der Zylinder bzw. dazu neue Übermaßkolben. Nur neue Kolbenringe bringen dich kein Schritt weiter. So lange sie keine blaue Abgasfahne zieht (deutlich beim Beschleunigen) fahre erst mal. Aber prüfe deinen Ölstand regelmäßig. Die Innenkühlung durch Öl ist wichtig, sollte immer an dem max sein.

    Peter

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.