CB 650r für große Langstrecke

  • Meine CB 650r habe ich Mitte Juni 2023 bekommen. Sie läuft und läuft und läuft. Bisher 30.000 km:


    Ich habe meinen Motorradführerschein seit einem Jahr und bin rund fünfzig Jahre alt.

    Im Juni suchte ich also nach einem Anfängermotorrad. Ich kannte sie schon, weil ich auf ihr Sicherheitstrainings in Istanbul absolviert habe, die Honda dort auf gestellten Maschinen anbietet. Ich besorgte sie mir dann in Berlin, um auf ihr in Istanbul im Stadtverkehr fahren zu können. Wendig ist sie ja. Und ein "City Bike" auch. Vor meiner ersten Tour nach Istanbul (3.400 km) übte ich in Deutschland Strecken von 700-900 km am Tag, was die CB exzellent meisterte. Auch mir tat der Hintern nur bei den ersten Touren weh. Seitdem geht es, ich brauche halt nur regelmäßige Gymnastikübungen der Finger und der Beine, was auch während der Fahrt gut zu machen ist.

    Die nächste Trainingsfahrt führte mich von Berlin nach Zürich und zurück (2.250 km). Hinzu kamen mehrere Sicherheits- und Kurvertrainings beim ADAC.

    Dann ging es über Österreich, Italien und Griechenland nach Istanbul. Es war alles Neuland für mich und mein Führerschein war ja immer noch recht neu. Aber es funktionierte alles sehr gut. Ich mache das nicht primär zum Spaß, sondern habe ein eigenes Geschäft und besuche Kunden und Projekte vor allem in Europa und Asien. Mein Motorrad ist also ein Geschäftsmotorrad und meine Touren sind Geschäftsreisen. Es sagt einem ja niemand, dass die nicht auch Spaß machen dürfen.

    In Istanbul blieb ich 3 Monate und fuhr täglich von daheim auf der asiatischen Seite der Stadt ins Büro auf der europäischen Seite, etwa 30 Minuten pro Richtung. Wer dort noch nicht war: Die Stadt Istanbul ist von Nord nach Süd rund 40 km lang und von West nach Ost rund 90 km breit. Sie liegt beiderseits des Bosporus, der das Schwarze Meer mit der Marmarasee verbindet (die etwas weiter westlich über die Meerenge der Dardanellen mit dem Mittelmeer verbunden ist). Der Bosporus trennt die Stadt und die Kontinente. Istanbul hat 3 Brücken über den Bosporus, die nicht nur zwei Stadtteile verbinden, sondern auch Europa und Asien. Mit dem Motorrad kommt man sagenhaft zügig durch die permanenten Staus und kann fast überall parken. Es ist mit Abstand das beste Verkehrsmittel in der riesigen Stadt. Die Fahrweise von Autos und anderen Motorrädern ist gewöhnungs- und trainingsbedürftig. Nach einer Weile hatte ich gelernt, im Rhythmus des Chaos mitzutanzen. Seitdem ist es eine Freude, dort zu fahren. Und dieses Training hat sich zum Beispiel in Casablanca bezahlt gemacht.

    Von Istanbul ging es nach Barcelona (3.250 km), zwei Monate später über Sevilla nach Casablanca in Marokko (1.400 km). Eine Woche danach fuhr ich wieder zurück nach Barcelona, allerdings über Madrid und Valencia (1.700 km). Ich brauche nicht zu erwähnen, dass ich an meinen Wochenenden Tagestouren unternahm von bis zu 800 km. Die nächsten Projekte bedeuten, dass ich Anfang Februar wieder nach Casablanca fahre und im März zurück nach Istanbul. Für den Sommer steht eine Tour nach Almaty in Kasachstan an. Ob ich dafür auch meine gute CB 650r bemühen werde, weiß ich noch nicht. Ich traue ihr zu, dass sie das schafft. Es werden rund 6.000 km (auf der südlichen Tour ums Kaspische Meer herum) pro Richtung.

    Warum ich das hier schreibe? Ich möchte darauf hinweisen, dass nicht nur die großen Reisemaschinen wie die Africa Twin etc. für die großen Touren geeignet sind. Ich habe rund 100 Liter Gepäck in Reisetaschen dabei, die ich auf den Beifahrersitz spanne, und einen Rucksack, dessen Gewicht während der Fahrt auf den Reisetaschen lastet, meine Schultern also nicht nach unten zieht, das ist alles. Die wesentliche Eigenschaft eines Motorrades auf großer Tour ist seine Zuverlässigkeit. Elektronischen Klimbim braucht es dabei nicht. Und ich habe die CB 650r auch deswegen gewählt, weil sie eigentlich nur fahren kann, das aber absolut exzellent, flink, beweglich und extrem ausdauernd - und unter allen Umständen auf Asphalt und leichtem Schotter.

  • Schöner Bericht, und Danke dafür :sup1:


    Das Motorräder jedweder Art auch zum Reisen sehr gut funktionieren werden die meisten wissen. Umsetzen wollen es allerdings die wenigsten, die meisten wollen oder können auf den Komfort von Reisemaschinen nicht mehr verzichten.


    Aber schön zu lesen das manche mit jeder Maschine eine große Freude haben. Das ist die Hauptsache.


    Weiterhin viel Spaß :perfekt:

    Gruß Gerhard


    ...ich fahre mit gutem Gewissen ! Um die Treibhausgase zu kompensieren habe ich drei Kühe erschossen.

  • Warum ich das hier schreibe? Ich möchte darauf hinweisen, dass nicht nur die großen Reisemaschinen wie die Africa Twin etc. für die großen Touren geeignet sind. Ich habe rund 100 Liter Gepäck in Reisetaschen dabei, die ich auf den Beifahrersitz spanne, und einen Rucksack, dessen Gewicht während der Fahrt auf den Reisetaschen lastet, meine Schultern also nicht nach unten zieht, das ist alles. Die wesentliche Eigenschaft eines Motorrades auf großer Tour ist seine Zuverlässigkeit. Elektronischen Klimbim braucht es dabei nicht. Und ich habe die CB 650r auch deswegen gewählt, weil sie eigentlich nur fahren kann, das aber absolut exzellent, flink, beweglich und extrem ausdauernd - und unter allen Umständen auf Asphalt und leichtem Schotter.

    Richtig, für die meisten braucht es wohl wirklich keine Afrika Twin. Eine CB reicht völlig aus, auch mit "nur" 500ccm.



    https://www.youtube.com/watch?v=nSsrINoD4Fs


    Immer wieder schön anzusehen :)-

    Gruß Gerhard


    ...ich fahre mit gutem Gewissen ! Um die Treibhausgase zu kompensieren habe ich drei Kühe erschossen.

  • So lange die Sitzpositon für einen selbst passt geht quasi jedes Motorrad.Ich mußte an meiner SC60 lediglich den Fahrersitz 3 Mal überarbeiten daß ich ohne Schmerzen sitzen kann. Nichts desdo Trotz werde ich immer Mal wieder einen "Reisedampfer" testen und das obwohl ich nur max.8000 Km im Jahr absolviere. Bis jetzt fahre ich mit meiner SC60 die ich seit 2015 habe immer wieder gerne heim nach einem Proberitt.

    Grüße Michael


    Wünsche euch daß Ihr immer heile ankommt :dafürx:


    Mein Spaß steht im Vordergrund :wink1:

  • Hallo Strafi,


    klasse Beitrag. Absolut richtig. Man kann mit JEDER Maschine reisen.


    Hast du mal den Film "25 km/h" gesehen?


    https://www.amazon.de/25-km-h-Lars-Eldinger/dp/B07PWYC4GZ


    :heheha:


    Jeder soll ja die Maschine fahren, die ihm Spaß macht, absolut richtig. Aber ich muss schon lachen über die Leute die eine fette Africa Twin Adventure Sports fahren und damit nur ins Büro und zurück fahren.


    Ich habe auch viel damit geliebäugelt mal mit dem Motorrad zu verreisen, aber mein SUV ist halt doch gemütlicher. Auch gemütlicher als jede noch so gute "Reisemaschine". Da kann nicht mal eine Gold Wing mithalten. :med:

  • Ja, ich glaube, das ist es: Man kann mit jeder Maschine Langstrecke fahren. Man muss einfach losfahren und so lange weiterfahren, bis man da ist. Der Unterschied ist die Bequemheit des Sitzes, der Bein- und Oberkörperhaltung und freilich die eigene Bequemlichkeit. Und natürlich geht es auch darum, ob man für verschiedene Zwecke auch unterschiedliche Motorräder haben will oder kann. Wenn nicht, sucht man sich entweder einen Kompromiss (also eine Maschine, die für nichts wirklich zu gebrauchen ist, aber für vieles ganz brauchbar ist) oder man nimmt eine Maschine, die für eine Anwendung top ist, und erträgt sie halt dann bei den anderen Anwendungen (dann muss man halt auch mal mit der Africa Twin durch den engen Stadtverkehr oder mit der CB 650r über Schotter und Fels fahren). Dabei muss es gar nicht am Geldbeutel liegen, dass man nicht mehrere Maschinen haben kann. So bin ich viel unterwegs, aber gerade nicht immer von daheim, sondern ich ziehe weiter und arbeite mal hier, mal dort. Und wenn ich auf meinem Weg von Berlin nach Istanbul, dann beim monatelangen Pendeln in Istanbul, dann auf der Reise nach Barcelona und schließlich nach Casablanca, wo ich wieder eine Weile arbeite und später dann zurück nach Istanbul und dann über Almaty nach Beijing fahre, dann gibt es keine richtig gut geeignete Maschine, soweit ich das überblicke. Aber ich verwende für alle diese Reisen immer dieselbe kleine CB 650r. Es geht. Im chaotischen Stadtverkehr ist sie top, auf der Autobahn eigentlich auch, vielleicht etwas klein für meine Körpergröße. Für Schotterpisten ist mir die Federung zu hart, aber bei angepasster Sitz- und Handhaltung geht das auch. Und, wo es mir zur Zeit darauf ankommt, auch lange Strecken zügig zu absolvieren, will ich nicht zu einer Scrambler wechseln, auch wenn die die Stadt genauso gut machen würde wie die CB 650r und die Schotterpisten sicherlich viel besser, so ist doch die CB auf der Autobahn überlegen. Also mache ich erst einmal einfach so weiter.

    Klar könnte ich mir an Orten, wo ich länger bleibe, jeweils eine Stadtmaschine kaufen oder eine Geländemaschine fürs Wochenende und sie vor meiner Abfahrt wieder verkaufen, aber an manchen Orten ist es visatechnisch nicht erlaubt, in anderen sind saftige Steuern fällig (in der Türkei bis zu 110% auf den Neupreis). Also bleibt es bei meiner Allround-CB.

  • Hi,


    klingt sehr interessant und auch ungewöhnlich mit deinen Touren und den Kilometern, die du da fährst. Und ich bin schon stolz, in meinem ersten Jahr mit meiner CB650R gut 6000 KM gefahren zu sein :)-


    Hast du ein Foto deiner CB650R als Packesel verkleidet ?


    Gab es bei deinen bisher gefahrenen Kilometern nie Probleme mit deiner CB ?

    Wie machst du das mit den Ölwechsel intervallen und Service? Bei 24000 wäre ja zB das Ventilspiel zu prüfen, was sagt dein Kettensatz, Reifen etc ?

  • Hallo,


    interessante was du alles mit der CB 650r fährst. Ich bin neulich ne steile Strecke auf rutschigen Untergrund gefahren. Ne Afrika Twin hat schlapp gemacht die CB 650r nicht. Warum; der weiche Gaseinsatz des 4 Zylinders der CB hat mich leichter Traktion finden lassen als der harte Ansprechen der Twin. Es war die alte Twin und er hatte nicht die super Enduroreifen drauf. Also langsame Kiesstraße gehen mit der CB 650 wunderbar.

  • So sieht meine aus, wenn es eine Woche in die (komplett ausgestattete) Ferienwohnung geht:


    IMG_7882.jpg


    Das Gewicht schön nah am Fahrer und keine ausladenden Gepäckträger und vor Ort "nach Bedarf".

    VlG

    CY 50 (1978-80) - CB 400 N (1981-83) - CG 125 (1999-2013) - CBR 250 R (2013-22) - CB 650 R (08-2022 -?) - Vision (01-2024 -?)

  • Vielen Dank für Deine Anmerkungen und Fragen.
    Ein Foto habe ich angehängt.
    Ich habe bisher keinerlei Probleme mit der CB gehabt, nur nach 27.000 km machte die Kette schlapp und knackte und knirschte zunehmend angsteinflößender. Da in Marokko die Beschaffung eines neuen Kettensatzes zu lange gedauert hätte, bin ich meine erforderlichen Strecken noch gefahren und dann zurück nach Sevilla. Diese 1.000 km hat die Kette noch überstanden bei sehr vorsichtiger Behandlung. Ich habe alle Inspektionen machen lassen. 1.000 km in Berlin. 12.000 km in Istanbul. 24.000 km in Perpignan. mal sehen, wo ich sein werde bei 36.000 km. Bis dahin sind jetzt noch 5.000 km Platz. Voraussichtlich wird es wieder Perpignan sein, dann zurück von 6 Wochen Marokko. Jan 2024 Marocco.jpg

  • Ja sehr cool!

    hondafan62: was hast Du denn da für Taschen hinten drauf? Habe die Legend Gear LR2 mit 48L und eigentlich recht zufrieden. Da ich in der zweiten Hälfte viel mehr Motorrad fahren möchte, habe ich schon daran gedacht, ev mal ein anderes Setup zu nehmen. Vllt mache ich es wie Strafi on Tour, der dann einfach seine Beutel oben drauf schmeißt :-P

  • Ja sehr cool!

    hondafan62: was hast Du denn da für Taschen hinten drauf? Habe die Legend Gear LR2 mit 48L und eigentlich recht zufrieden. Da ich in der zweiten Hälfte viel mehr Motorrad fahren möchte, habe ich schon daran gedacht, ev mal ein anderes Setup zu nehmen. Vllt mache ich es wie Strafi on Tour, der dann einfach seine Beutel oben drauf schmeißt :-P

    Die Satteltaschen sind von Louis, Vanucci WP02 oder so hießen die 2020, sind wohl nicht mehr im Programm. Haben angeblich 20l pro Tasche.

    Gerade gesehen, gibt es bei eBay neu von Privat.

    Und auf dem Beifahrersitz ein Drybag von SW-Motech, 35l glaube ich.

    CY 50 (1978-80) - CB 400 N (1981-83) - CG 125 (1999-2013) - CBR 250 R (2013-22) - CB 650 R (08-2022 -?) - Vision (01-2024 -?)

  • Schön zu lesen, dass es auch Reisende ohne Grossenduro gibt :bow:

    Kaum macht man es richtig, schon funktionierts :roll:

  • Strafi on Tour: sage mal, habe ich das richtig im Forum gelesen, dass Du jetzt Richtung Iran fahren möchtest?

    Wie stehst Du zu dem Chaos in dem Land mit Irak & Syrien? Oder unempfindlich?

  • Ich fahre ja auch mal zu zweit auf der CBF600 N ne Strecke. Aber ist nen Pups zu den Monstertouren hier von Strafi. Erstmal großen Respekt. Peking wäre dann wirklich heftig und spätestens dann würde ich überlegen, ob die 650er so geeignet ist.


    Was mich bereits nach Montenegro bspw. gestört hätte, ist der fehlende Zentralständer: Ich kontrolliere gern mal die Reifen, die Bremsen, die Kette, dazu Kettenpflege. Und das mache ich während der Tour, die ist ja zu lang, um es nicht zu tun.

    Entweder auf einen Zentralständer oder mind. einen mitgeführten Liftstick würde ich da nicht verzichten wollen.

    Und der mangelhafte Spritzschutz ist bei Regen oder auch Schotter weniger günstig. Habe aber auch nur den kurzen Fender und keine Verlängerung.

    Auch wenn im Süden weniger Insekten unterwegs sind, bedeutet ne Nackte auch viel Reinigung nicht nur des Helms, sondern auch der Jacke.


    Dafür bekommt man viel Frischluft, es bricht beim Umfaller nicht irgendwas so einfach durch, man kann besser reparieren und sieht mehr.

    Für Autobahn nach Istanbul würde ich mir dann aber doch ne hässliche Scheibe ranfriemeln.


    Ein großer Reisetourer wäre dann im Istanbuler Stadtverkehr mehr im Nachteil als unterwegs im Vorteil.