Rätselhafter Sturz - Kann Rad spontan blockieren?

  • Das Hinterrad wird beim Beschleunigen kaum abrupt blockieren, eher auf glatten, rutschigen und feuchten Untergrund durchgedreht haben, :roll: was ebenfalls ein Wegrutschen erklären würde. :gruebelx:
    Da ist das oft belächelte, neue Honda ASR wohl doch nicht so Sinnlos, wie manche immer meinen, obwohl es sich hier auch nur um einen 150er handelt. :roll:

  • Zitat

    Da die Straße naß war, gebe ich kein Vollgas, obwohl sogar das bei den guten neuen Reifen kein Problem sein sollte.


    Mit dem Konjunktiv ist das so ne Sache... . Wogegen man sich den Mund fusselig redet, ist die Erzählung, mit heutigen Reifen sei Nässe kein Problem. Gemeint ist immer nen guter Untergrund und meist auch noch etwas Temperatur (Reifen/Fahrbahn).
    Sobald du auf polierten Stadtstraßen ohne wirklich existente Mikrotextur unterwegs bist oder es gibt Schmutz, Laub, Nadeln, Pollen, Regen nach langer Zeit oder großflächige Bitumenflecken, Diesel, Öl etc., kannst du deinen ehen noch toll funktionierenden Reifen vergessen.
    Und nicht immer kann man es erkennen.


    Ich habe mir angewöhnt, mit dem Stiefel während der Fahrt den Untergrund zu testen, dadurch bilde ich mir ein, ein Gefühl zu bekommen. Andere reißen mal die Bremse hart an. Aber das gilt dann auch immer nur für eine Stelle.


    Die Bremse kann von selbst quasi nicht auslösen, weil dazu Druck nötig ist. Aber du weißt ja nun selbst, dass nach einem Unfall oft gar nicht so klar ist, was gerade passiert ist. Vielleicht hast du gar versehentlich gebremst bzw. Kurz vor dem Sturz?
    Die Rucksackgurte solltes du erkennen, ob sie sich verfangen haben. Sähe anders aus und in den Schultern solltest du das auch merken. Das denke ich nicht.


    Sich die Unfallstelle genau ansehen, mit den Sohlen mal rutschend testen, ob es glatter als woanders ist, wäre meine Vorgehensweise, um die Ursache des Sturzes wahrscheinlicher zu machen.


    Das Hinterrad wird beim Beschleunigen kaum abrupt blockieren, eher auf glatten, rutschigen und feuchten Untergrund durchgedreht haben, :roll: was ebenfalls ein Wegrutschen erklären würde. :gruebelx:
    Da ist das oft belächelte, neue Honda ASR wohl doch nicht so Sinnlos, wie manche immer meinen, obwohl es sich hier auch nur um einen 150er handelt. :roll:


    Der 150er geht wohl ganz gut untenrum, gerade im genannten Geschwindigkeitsbereich. In 2 Sekunden von 30 auf 50 bspw. macht eine Beschleunigung von knapp 0,3 und da kann μ auch mal drunter liegen bei Nässe.

  • Deshalb finde ich ja auch, dass das ASR für die geschilderte Situation auch schon ab 125er sinnvoll ist, wie eben auch beim 150/300er.:wink:

    4 Mal editiert, zuletzt von MoJo ()

  • Warum werden eigentlich Fahrsicherheitstrainings einschließlich Schräglagenübungen veranstaltet?


    Stattdessen wäre es viel sinnvoller in ein elektronisch kontrolliertes selbstfahrendes Fahrzeug zu investieren?


    Ich praktiziere eine weitere Schadensverhütungsvariante:


    Ich gehe ZUFUSS, manchmal bleib ich sicherheitshalber gleich im Bett liegen.


    :bb:


    Gesendet unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder Drogen.

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

    [SIGPIC][/SIGPIC]

  • Guten Morgen, also ich bleib nicht im Bett, geh aber oft zu Fuß. Jeder sollte mal auf einer Wiese über können, so richtig die Sau raus lassen, wie man in Bayern sagt, das hilft. Mit euren Rollern auf nassem Gras die Vorderradbremse ziehen, nicht zu schnell, nur mal zum testen, und dann gleich wieder Vollgas bis das ASR leuchtet oder der Reifen durchdreht. Solche Erfahrungenn retten euer Leben. Die meisten meines Alters haben dies mit ihren Mofas vor 40 Jahren geübt, sind daran gewachsen mit ihren ersten richtigen Motorrädern
    (17 PS) und so weiter. Vor allem gilt es die Unsicherheit wegtrainieren, wer Ängste aufbaut wird sich oft falsch verhalten. Üben Üben Üben ist wichtig, besonder im kommenden Frühjahr. Feldwege fahren, Bremsen üben usw. Keine Angst wenn der Roller mal wie eine Wildsau aussieht, so lernt man das Gewicht des Fahrzeugs und Kräfte die man selbst aufwenden muss ein wenig besser einzuschätzen. Alles nur Kopfsache :-)

  • Ja, der erste Sturz ist schon ein einschneidendes Erlebnis. Mein Junior fegte auch immer wie wild mit dem Vision um die Ecken, dass mir Angst und Bange wurde. Bis es ihn dann tatsächlich mal legte. Nichts passiert, aber er konnts gar nicht fassen und hats zunächst auf einen Schaden am Roller geschoben. Es war aber eine relativ neue Fahrbahndecke und der erste leichte Regen nach mehren Wochen Trockenheit sorgte für einen öligen Schmierfilm. An der Stelle konnt man sich an dem Tag fast nicht aufrecht auf den Beinen halten. Erkennen konnt man auch nichts wegen der Feuchtigkeit.
    Ja, gute Reifen haften auch bei nassen Straßen gut. Aber das teste ich lieber nicht aus. Ein paar Spritzer Diesel liegen an fast jeder Einmündung und das wars dann mit Grip, egal ob ABS oder ASR. Da wird man zum Passagier und kann nur hoffen, dass kein festes Hindernis im Weg ist.
    Auf einer nassen Wiese üben ist ein guter Ansatz um mit widrigen Umständen klar zu kommen. Sowohl mit dem Bremsen, als auch dem Leistungseinsatz bei niedrigen Gängen und Geschwindigkeiten. Da kann man schon demütig werden.

  • Deshalb finde ich ja auch, dass das ASR für die geschilderte Situation auch schon ab 125er sinnvoll ist, wie eben auch beim 150/300er.:wink:


    beherzigt Yamaha -> bereits der 125er X-Max verfügt über eine Traktionskontrolle


    ggf auch ein Faktor im hier gegenständlichen Sachverhalt -> nass UND kühl ist für manche Reifen eine Herausforderung der die nur bedingt gewachsen sind

  • Eine Traktionskontrolle ist kein Allheilmittel.


    Wenn fast gar kein Grip mehr da ist, dann hilft auch die bei Kurvenfahrt nix mehr, denn man stürzt ja u. U. nicht wegen der übertragenen Motorleistung, sondern schon aufgrund der Schräglage.


    Bei grossen Mopppeds mit richtig Leistung gibt es das Problem, das mit runterregeln irgendwann auch Ende ist, es gab da mal was in der MRD mit einer BMW in ner verdreckten Kurve.



    Im Piaggiokonzern gibt es die Technolgie, ABS und Traktionskontrolle auf den Reifendumfang zu kalibrieren, damit die Abweichungen besser erkennen.



    Bei einer Duc mit megaexotischen Reifengrössen kann man nicht umrüsten, da sich sonst die Traktionskontrolle ausgangs jeder zweiten Kurve tot regelt, sie bekommt ja ständig irreguläre Raddrehzahlen (bzw. deren Verhältnis) signalisiert.


    Bei einer Aprilia Mille ode auch einer GTS 300 oder einem Beverly 350 kann man kalibrieren, dann kann man auch andere Umfänge fahren und alles funktioniert.

  • Ich habe damals mit einem Käfer 1200 angefangen: 34 PS (das ist heute bei Moppeds schon zu wenig), kein Airbag, ABS, ESP, ASR, keine Servolenkung, kein Bremskraftverstärker, negativer Sturz, 145er(?) Reifen mit Schlauch, noch nicht mal ein Gebläse! Wie ich das überlebt habe? Nun, aufpassen, vorausschauend fahren, lernen, die Fahrbahn zu "lesen", nicht rasen. Wo keine Elektronik, Assistenten sind, kommt man nicht in Versuchung, sich darauf zu verlassen. Erinnere mich noch, wie nach ABS-Einführung die Unfallzahlen sogar hoch gegangen sind, weil mache glaubte, die Physik gilt dann nicht mehr. 3-Punkt-Gurt, ProconTen (Audi) und dann der Airbag suggereierten manchen ähnliches. Wenn man so fährt, als hätte man gar kein ABS&Co kann einem das im Fall der Fälle nützlich sein. Aber das versteht die Technik-verwöhnte Jugend ja nicht. Das Denken wird einem (scheinbar) abgenommen. Nein, ich will nicht sagen, dass die Elektronik und die Helferlein unnütz sind, sie retten sicher Leben. Ich meine nur, man sollte auch Brain 1.0 nicht vergessen :-)

    The truth is out there...

    Einmal editiert, zuletzt von Netwalker ()

  • Als jemand der mal Fahren gelernt hat finde ich es (aktuell!!!) mehr als bezaubernd, wenn man in recht maximaler Schräglage recht maximale, sagen wir 150, PS aufs Hinterrad wirft, merkt wie das Motorrad den Zeigefinger hebt und dir mitteilt das geht so nicht, um dann doch recht zu viel Gas zu geben. :D


    Gleiche Situation mit ausgeschaltetem Helferlein, und du kannst so wie früher deinen Strich in den Kurvenausgang malen. Keine Ahnung wann ich die Eier dafür habe, bis jetzt hör ich mit ihr immer schreckhaft quiekend auf sobald es rutscht. :D


    Ich mag die Helferlein also eigentlich inzwischen. Weil nein, ich bin gar kein alles beherrschender 2-Rad-Gott.
    Und wenn man das weiß und entsprechend fährt, rutscht auch nix.



    Es war nass, es war glatter als trocken, es lag irgendwas rum, egal:
    Gut dass dir nix passiert ist, nächstes mal an der Stelle einfach runter vom Gas, und gut is!


    Gute Fahrt!

  • Wenn du tatsächlich angepasst beschleunigt hast, bleibt neben einer Öl- oder Dieselspur, dass du in oder über ein Hindernis gefahren bist.


    Das könnte die Kante eines Kanaldeckels, ne Straßenbahnschiene, ein Schlagloch oder Frostaufbruch, Stein, Zündkerze, ne Nuss, sogar ein Apfel gewesen sein.


    Beim Überfahren bricht das Rad sofort zur Seite weg. Wenns jetzt nass und dadurch leicht rutschig ist, reichen Gegenbewegungen i.d.R. nicht aus. Wenn du Stiefel trägst, wäre u.U. ein sofortiger, beherzter Tritt auf die Straße die Rettung gewesen.


    Stiefel schützen vor Verletzungen die beim Kontakt mit dem Trittbrett entstehen können.


    Ich hatte mal nen heftigen Rutscher bei Dunkelheit in ner Kurve auf Sand. Der Tritt richtete den Roller in letzter Milisekunde wieder auf. Der Stiefel hatte nen sauberen Schnitt -ich nur nen Schreck.


    Tipp: Neben der Blickführung Richtung anvisierte Linie immer auch den Straßen-Zustand und Belag im Auge behalten!

  • Es war ja neben einer recht kräftigen Beschleunigung auch noch etwas Schräglage da, was die max. Übertragung von Längskräften einschränkt.
    Bspw. in "Perfekt Motorrad Fahren" vom Jürgen Mainx ist auf Seite 43 eine anschauliche Tabelle zum Reibungskoeffizienten μ auf feuchten und nassen Straßen. Hat man die innerstädtisch typischerweise mikroglatten Oberflächen, liegt μ im schlechten Fall bei 0,2-0,3 nach dieser Tabelle. Ist dann auch noch die Struktur zusätzlich makroglatt - wie bei Bodenfliesen und vielen Gehwegplatten oder im Kopfsteinpflasterbereich, sind es schlimmstenfalls 0,1-0,2. Währenddessen ein besonders rauher Untergrund ein μ bis zu 0,9 zwischen Reifen und Fahrbahn habe kann (nach dieser Tabelle).


    Was bedeutet das? Bei μ=1 ist die maximale Längsbeschleunigung 1g, also 9,81m/s². Sowohl beim Beschleunigen (knapp 3s von 0-100, knapp 1,5s von 0-50) als auch beim Bremsen (knapp 40Meter von 100 auf null). Der maximale Schräglagenwinkel beträgt dann 45Grad.
    Größere Winkel gibt es nur mit deutlicher Verzahnung besonderer Reifen auf besonderen Asphalt (MotoGP teils über 60Grad) bzw. zählt die Verzögerung durch Luftwiderstand hinzu (den hat ja auch ein Flugzeug, ein Magnetschnellzug oder ganz einfach ein Fallschirm, der ohne Rollreibung ist) - so kommt die MotoGP nach langen Geraden auf eine durchschnittliche Verzögerung von rund 1,5g, wobei bei 300km/h etwa 2g wirken. Bei einem Formel1-Renner durch Abtrieb gar bis zu 4g.


    Zurück zu dem polierten Asphalt: 0,2g bedeutet eben bspw. 7 Sekunden von 0 auf 50. Will man schneller fahren, kommt mehr Schlupf hinzu bis der Reifen durchdreht. Bei etwas Schräglage passiert das noch einen Tick schneller.


    Natürlich ist μ durch die immer besseren Reifen heute wohl meist besser als in o.a. Tabellenwerten. Allerdings sind da keine Wunder möglich.
    Meist bemerkt man bei gleichmäßig rutschiger Fahrbahn auch die Grenzen sehr schnell. Problematischer sind oft eben kleine Rutschstellen mit einem Reibwertsprung - ob nasser Gullydeckel, Dieselfleck, Sandhaufen oder was auch immer.


    Leider hat der schöne Trainingsasphalt wenig mit den abgenudelten Belägen im Kreisverkehr mit normgerechten sechsgradigem Gefälle nach außen zu tun und noch weniger mit vielen Stadtstraßen, wo am Tag schonmal 30.000 PKW auf genau diesem einen Fahrstreifen fahren.

    Einmal editiert, zuletzt von Halbliter ()

  • Nachdem keiner dabei war bleibt hier nix anderes übrig wie Mutmaßungen oder Enthaltung. Ebenso einen schönen Abend....

    "Du redest mit deinem Motorrad? Findest du das nicht merkwürdig?"
    "Wieso? Ich finde die Gespräche mit manchen Menschen viel merkwürdiger!"

  • Es ist durchaus interessant wie viele Menschen sich einer theoretischen Welterklärung hingeben, nur weils jemanden mit seinem Roller gemault hat. :D Würde man sich im echten Leben mit der halben Hingabe „helfen“ wollen, wir lebten in Utopia. :D:D:D